Planspiele in Deutschland sahen offenbar einen präventiven Atomschlag gegen die Sowjetunion vor. Die USA waren beunruhigt.
Berlin – Das Anfang der sechziger Jahre von dem CSU-Politiker Franz Josef Strauß geführte Verteidigungsministerium erwog einen vorbeugenden Atomschlag („preemptive strike“) gegen die Sowjetunion. Das geht aus bislang geheimen Unterlagen der Bundesregierung und der Bundesanwaltschaft zur „Spiegel“-Affäre sowie US-Dokumenten hervor. Die Pläne waren Teil der sogenannten Kriegsbildstudie, die hohe Bundeswehroffiziere 1961/62 erstellten, schreibt das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe.Die Pläne sollten die Rolle der Bundeswehr in einem dritten Weltkrieg untersuchen. Dabei entwickelten die Offiziere ein Szenario, in dem der Westen gegen „einen einwandfrei erkannten feindlichen Großangriff“ atomar zuschlägt, „ganz kurz bevor dieser losbricht“. In Washington sorgten die Gedankenspiele für große Unruhe. Nach einem Treffen mit Strauß hatte der US-Außenpolitiker Henry Kissinger seine Regierung bereits zuvor ermahnt, die amerikanischen Atomwaffen und deren Lager auf deutschem Boden so zu sichern, dass es „physisch unmöglich“ werde, die Nuklearwaffen „zu nehmen oder einzusetzen ohne unsere Zustimmung“.
Strauß trauten die Amerikaner Atomwaffen-Diebstahl zu
Strauß sei in einer Krisensituation zuzutrauen, „die Waffen einfach zu nehmen“, also US-Atombomben zu stehlen, wenn er das im Interesse der Bundesrepublik für notwendig erachte. Bis vor kurzem „streng geheim“ gestempelte Unterlagen der Karlsruher Bundesanwaltschaft untermauern die Ernsthaftigkeit solcher Pläne, auch wenn sie von den Verantwortlichen als „rein analytisch“ beschrieben wurden. [dts Nachrichtenagentur]
Wenn man liest, was damals alles in den Planungsstäben diskutiert wurde, kann man froh sein, dass die Welt den Kalten Krieg ohne globalen Konflikt überstanden hat.
Deutschland jedenfalls wäre wohl Kriegsschauplatz Nummer 1 gewesen. Im Falle eines atomaren Konflikts hätte es das Ende des Landes bedeutet.