Foto: Bücher in einem Buchladen, über dts Nachrichtenagentur
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Schriftsteller Daniel Kehlmann hat sich in der Debatte um die Veröffentlichung der Memoiren von Woody Allen für die geplante Publikation im Rowohlt-Verlag ausgesprochen. „Woody Allen ist der bedeutendste jüdische Filmregisseur der Nachkriegszeit; möchte man wirklich ausgerechnet seinem Buch hierzulande das Erscheinen untersagen?“, schreibt Kehlmann in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“. Kehlmann bezweifelt die Missbrauchsvorwürfe gegen Allen.
Die Ankündigung des Rowohlt-Verlags, Allens Buch publizieren zu wollen, hatte jüngst für Aufregung gesorgt. 16 Autoren des Verlags, darunter Margarete Stokowski und Sascha Lobo, sprechen sich in einem offenen Brief gegen die geplante Veröffentlichung aus, die in den USA nach Protesten bereits abgesagt wurde. Rowohlt-Autor Kehlmann kritisierte den Protest seiner Kollegen. Es gebe „ein genuines öffentliches Interesse“, diese Memoiren lesen zu können. Die Rowohlt-Autorin Kathrin Passig, die den offenen Brief auch unterzeichnete, widersprach Kehlmann. „Im Kontext der Diskussionen der letzten Jahre lässt sich die Entscheidung für Allen kaum anders lesen als `So, jetzt ist die Weinstein-Mode aber mal vorbei, zurück zur Tagesordnung`, und das finde ich falsch.“
Die Rechtfertigung für die Entscheidung, Woody Allens Memoiren zu veröffentlichen, ist nicht, dass er berühmt ist. Nicht dass er Jude wäre. Nicht dass er ein großartiger Filmregisseur wäre. Es liegt nicht an dem, was in dem Buch steht, weil niemand es weiß.
Nein, die Rechtfertigung ist, dass sein Verlag und Allen eine Vereinbarung zur Veröffentlichung seines Buches getroffen haben und dass beide das Recht haben, diesen Deal zu machen. Wie alle anderen auch. Ob es Ihnen gefällt oder nicht.
Es gibt keinen vernünftigen Grund, es NICHT zu veröffentlichen. Keinen Grund anzunehmen, dass sein Inhalt für die öffentliche Sicherheit gefährlich ist. Keinen Grund anzunehmen, dass Allen eines Verbrechens schuldig ist, das die Veröffentlichung verhindern würde. Er wurde NIE eines Verbrechens für schuldig befunden. Noch nie angeklagt worden; wurde noch nie glaubwürdig eines Verbrechens oder Vergehens beschuldigt. Auch nicht von den Farrows, die die Gerichte wie die Pest meiden.
Die Leute mögen glauben, was sie wollen. Aber die Überzeugungen der Menschen sollten nicht darüber entscheiden, was Recht und Gerechtigkeit in diesem Land sind, außer von ihren demokratischen Einfluss auf unseren gesetzgebenden Institutionen.