Berlin/ Stuttgart (dts Nachrichtenagentur) – Nach Meinung des Bundesvorsitzenden der Grünen, Cem Özdemir, macht das Winter-Chaos der Deutschen Bahn die Widersinnigkeit des geplanten Bahnhofsprojekts Stuttgart 21 deutlich. „Wenn man sich ansieht, wie die Bahn durch den Winter kommt, dass ihr überall Geld für Weichenheizungen, robustes Material und Wartung fehlt, dann ist es absurd, dass Milliarden in Stuttgart verbuddelt werden sollen“, sagte Özdemir der Tageszeitung „Die Welt“ (Freitagausgabe). Der Streit um das Bahnhofsprojekt bleibe für seine Partei „auf der Agenda, weil sich darin der Streit um zwei Bahnkonzepte bündelt“, sagte Özdemir.
Das eine Konzept bedeute „Börsengang, einige wenige superteure Großprojekte, ansonsten Streckenstilllegungen, Personaleinsparungen sowie mangelnde Wartung des Zugbestandes mit eingefrorenen S-Bahnen im Winter und überhitzten ICEs im Sommer. Das andere Bahnkonzept, für das wir stehen, bedeutet effizienten Mittel-Einsatz für eine Instandhaltung der Infrastruktur, für die Pflege des Zug- und Wagenbestandes, für die Streckenerhaltung in der Fläche und den Ausbau der für den Güterverkehr erforderlichen Trassen.“ Daher bleibe das Bahnhofsprojekt im Landtagswahlkampf „ein Thema, weil Stuttgart 21 als Präzedenzfall für eine absurde Verkehrspolitik und Bürgerferne die Menschen weiter bewegt.“
Laut Özdemir treibt „das Problem die Leute nach wie vor um, weil der Schlichterspruch nur eine Zwischenbilanz ist. Jetzt muss der Tiefbahnhof erst mal den Stresstest bestehen, und dann werden wir sehen, was die nötigen Änderungen kosten und vor allem, wer sie bezahlen soll. Ich bin schon gespannt, ob Frau Merkel im Kanzleramt noch irgendwo ein paar Millionen für S 21 gehortet hat.“ Als weitere zentrale Wahlkampfthemen der Grünen in Baden-Württemberg nannte Özdemir „das Bildungssystem, das zu viele Kinder auf der Strecke lässt und Schulstandorte in der Region gefährdet, und die Automobilproduktion“. Bei Letzterer brauche „der Mittlere Neckarraum als Zukunftsoption die Elektromobilität, um die sich auch die Landesregierung kümmern muss“.