Berlin (dts Nachrichtenagentur) – In Deutschland wurden von März bis Ende Dezember etwa 800 Kinder mit dem Coronavirus in einem Krankenhaus behandelt. Das sagte der Leiter der Kinderklinik des Universitätsklinikums in Dresden, Reinhard Berner, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben) und bezieht sich dabei auf das Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Dort melden alle Kinderkliniken ihre stationären Fälle.
Der Spezialist für Infektionskrankheiten bei Kindern bewertete diese Zahle als „enorm wenig“, wenn man sie auf die Gesamtzahl der 14 Millionen Kinder und Jugendlichen in Deutschland beziehe. Berner war auch in der großen Experten-Runde am Montagabend dabei, die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Ministerpräsidenten und Bundesminister zu weiteren Corona-Maßnahmen beraten hat. Über den Ausgang der Beratungen war Berner enttäuscht und hatte sich in der Runde gegen die Schließungen ausgesprochen, sagte er den Funke-Zeitungen. „Denn wissenschaftlich gesehen, gibt es keine klaren Gründe, warum Kitas und Schulen längerfristig geschlossen bleiben sollen. Von daher war ich gegen die Verlängerung der Schul- und Kitaschließungen über einen begrenzten Zeitraum hinaus.“
Berner wisse, dass Kinder weniger empfänglich für Infektionen seien. Vor allem je jünger sie seien. „Und wenn insbesondere junge Kinder mit Coronavirus infiziert sind, das ist ausreichend gut belegt, kommt es seltener zu einer Weitergabe der Infektion“, sagte Berner der Funke-Mediengruppe. Er zitierte Kenntnisse der Europäischen Gesundheitsbehörde: „Kinder sind nicht die Treiber der Pandemie“, sagte Berner. Er habe gehofft, dass die Bundesregierung erst alle Möglichkeiten ausschöpfe, um die Kitas und Schulen wieder zu eröffnen. „Die Frage ist nicht, was passiert am 10. Januar, sondern am 31. Januar?“ Das müsse die Politik jetzt vorbereiten. „Wir können nicht unendlich so weiter machen, das kann man den Kindern nicht zumuten“, sagte Berner.