Zürich (dts Nachrichtenagentur) – Die Intelligenzforscherin Elsbeth Stern hat den Thesen Thilo Sarrazins, der sich zum Teil auf ihre Arbeit berufen hatte, widersprochen. „Mit seinem mehrfach wiederholten Satz `Intelligenz ist zu 50 bis 80 Prozent erblich` zeigt Thilo Sarrazin, dass er Grundlegendes über Erblichkeit und Intelligenz nicht verstanden hat“, schreibt die Zürcher Psychologin in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Stern tritt in einem Gastbeitrag Sarrazins Interpretation von Erblichkeit und einer angeblichen Verdummung der Gesellschaft entgegen.Man müsse „viele seiner Folgerungen infrage stellen“. Die Wissenschaftlerin argumentiert unter anderem, dass nicht das absolute Ausmaß der Intelligenz, sondern vielmehr die Abweichung vom Mittel („Varianz“) durch Unterschiede im Erbgut bedingt seien. Intelligenz sei ein komplexes Merkmal, dessen Vererbung „das Ergebnis glücklicher Zufälle bei der Bildung von Eizellen und Spermien sowie der Befruchtung“ sei. Elsbeth Stern betont daher: „Aus Erblichkeit und Fertilität im Dreisatz auf eine drohende Verdummung zu schließen, wie Thilo Sarrazin es tut, ist mit einer komplexen Anlage wie Intelligenz schlicht nicht möglich und ignoriert zudem die vielfältigen sozialen Einflüsse.“
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