Berlin – Der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Otmar Issing, sieht die Lösung der Euro-Krise nicht in einer engeren politischen Union Europas. „Die politische Union kommt, wenn überhaupt, erst nach vielen Jahren. Schon allein aus diesem Grunde taugt sie nicht als Mittel zur Bekämpfung der Krise der Währungsunion“, schreibt er in der „Zeit“.Finanzhilfen, die eine Errichtung der politischen Union vorwegnähmen, seien „in sich widersprüchlich und gefährlich, da sie hohe finanzielle Risiken für die bisher solideren Mitgliedsländer beinhalten. Dies würde nicht nur alle Bestrebungen in Richtung einer politischen Union unterminieren, sondern das Fundament eines solchen Prozesses zerstören, nämlich die Identifizierung der Bürger mit der europäischen Idee“, erklärt der Ökonom. Issing schlägt einen anderen Weg aus der Finanz- und Schuldenkrise vor: „Es gibt aber eine Erfolg versprechende Alternative.“ Es müsse das Prinzip gelten, „dass jedes Land für die Fehler seiner eigenen Politik haftet. Finanzielle Hilfe der Gemeinschaft kann es nur ausnahmsweise geben, nur auf der Basis strikter Konditionalität und zu Zinssätzen, die den Reformwillen in den Krisenländern nicht untergraben. Unter solchen Bedingungen kann eine Währungsunion auch ohne politische Union überleben, jedenfalls für die absehbare Zukunft.“ [dts Nachrichtenagentur]
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