Foto: Kreuz in einem Krankenhaus, über dts Nachrichtenagentur
Erfurt (dts Nachrichtenagentur) – Die ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) verschärft ihre Kritik an den Kirchen. „Seit Beginn der Coronakrise starben in unseren Pflegeheimen und Krankenhäusern etwa 200.000 Menschen“, schreibt die CDU-Politikerin in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Für Ostdeutschland könne sie sagen, dass die Mehrheit trotz allen kirchlichen Einsatzes vor Ort einsam aus dem Leben geschieden sei.
„Musste das sein? Nein.“ Lieberknecht gibt den Kirchen eine Mitschuld am Leiden der Alten und Kranken. „Ich frage: Wo war der deutlich vernehmbare Einspruch unserer Kirchen gegen solche Fälle von Infektionsschutz?“ Anders, als jetzt behauptet werde, habe es sich nicht um Einzelfälle gehandelt. Eine theologisch begründete Nachfrage durch die Kirchen sei jedoch unterblieben. Lieberknecht ist selbst ordinierte Pfarrerin. Sie hatte den Kirchen bereits vor Pfingsten Versagen vorgeworfen. Jetzt verschärft sie ihren Vorwurf: „Als ich Mitte Mai kritisierte, die Kirchen hätten beim Schutz der Schwächsten versagt, erntete ich aus meiner eigenen evangelischen Kirche helle Empörung.“ Kirchliche Selbstkritik sei unterblieben. „Das fand ich erstaunlich, da doch dieselben Kirchen bei anderen Themen die Politik oft kräftig kritisieren.“ Lieberknecht forderte, dass die Einsamkeit und Verzweiflung, die seit Mitte März in deutschen Pflegeheimen und Kliniken herrsche, wahrgenommen wird. Sie wünsche sich das kirchliche Wort zu Corona „deutlich vernehmbar, öffentlich und getragen von der Botschaft Jesu“.