Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Marine-Inspekteur Axel Schimpf wehrt sich gegen Vorwürfe, die Bundeswehr würde auf Kritik am Sicherheitskonzept des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ oder am Verhalten von einzelnen Vorgesetzten nicht angemessen reagieren. „Ich will nicht sagen, dass bei der Marine alles in Ordnung ist“, sagte Schimpf der Tageszeitung „Die Welt“ (Samstagausgabe). „Aber ich möchte auch, dass wir die Chance haben, uns fair mit den Vorwürfen auseinanderzusetzen und unsere Aufklärungsarbeit mit der gebotenen Sorgfalt zu erledigen.“In der Nacht zu Freitag ist auf dem Dreimaster, der derzeit im argentinischen Hafen Ushuaia liegt, eine siebenköpfige Untersuchungskommission eingetroffen. Die Experten sollen die Umstände des Todes einer 25-jährigen Kadettin klären, die am 7. November aus der Takelage auf das Deck gestürzt war. Schimpf betonte, dass direkt nach dem Unglück die ersten Untersuchungen aufgenommen worden seien. „Es wurde unmittelbar danach mit der Ermittlung der Ursachen und Umstände begonnen“, sagte er. Noch in Salvador de Bahia seien Ermittlungsbeamte der Staatsanwaltschaft Kiel an Bord gegangen. Parallel dazu untersuche der von ihm Beauftragte für Havariewesen der Marine den Unfall, der zeitgleich auf der „Gorch Fock“ eingetroffen sei. Schimpf verteidigte sich auch gegen Vorwürfe, die Marine würde nicht schnell genug auf Kritik an Ausbildung oder Sicherheitskonzepten auf der „Gorch Fock“ reagieren. „Wir nehmen generell unsere Bewertungen des täglichen Dienstes zum Anlass, um kritisch unsere Ausbildung, unser Miteinander zu überprüfen und, wo erforderlich, zu verbessern.“ Der Vizeadmiral betonte: „Den Vorwurf, dass wir Kritik und Hinweise nur abheften und in den Schrank stellen, weise ich entschieden zurück. Wir nehmen Kritik sehr ernst, vor allem, wenn es um die Sicherheit der uns anvertrauten Menschen geht.“ Wie zuvor bereits Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) verteidigte der Marine-Inspekteur in der „Welt“ die „einvernehmliche Entscheidung“, den Kommandanten des Schiffes, Norbert Schatz, bis zum Abschluss der Ermittlungen von seinen Pflichten zu entbinden. Der Kapitän habe sich massiven Anfeindungen ausgesetzt gesehen. „Wenn man ein so komplexes System wie ein Segelschiff führen muss, ist es wichtig, dass man den Kopf frei hat“, begründete Schimpf die Entscheidung. An jenem Freitag, an dem sie gefallen sei, hätten im Laufe des Tages „völlig neue weitere Vorwürfe zu möglichen Verfehlungen“ vorgelegen, „ohne dass wir einschätzen konnten, was noch alles über Schiff und Besatzung ausgekippt werden könnte“. Auch die Familie des Kapitäns sehe sich momentan „sehr großem Druck ausgesetzt“, sagte der Marine-Inspekteur. „Da liegen die Nerven blank.“ Ausdrücklich verteidigte Schimpf zugleich den amtierenden Kommandanten, Kapitän zur See Michael Brühn. Von ihm wurden jüngst Fotos veröffentlicht, die ihn 2004 als Gorch-Fock-Kommandanten beim Wasserskilaufen neben dem Segelschulschiff zeigen. „Das war eine reine Betreuungsmaßnahme“, erklärte Schimpf. „Nach harten Tagen war das Wasserskilaufen mal ein kleines Bonbon – vielleicht für diejenigen, die besonders fleißig waren oder ausgelost wurden.“ Das sei überhaupt nicht zu beanstanden. „Eher empört mich die mediale Aufregung darüber.“
Vorheriger ArtikelCDU-Pflegeexperte Zylajew: Pflege-Riester ist undenkbar
Nächster Artikel Erste Trauerfeier für Mirco für Donnerstag kommender Woche geplant
News Redaktion
Die unabhängige News-Redaktion filtert die Nachrichten des Tages, ordnet Hintergründe ein und verschafft wichtigen Themen die nötige Aufmerksamkeit. Wir arbeiten frei von Einflüssen Dritter – ohne Konzern-Beteiligung, Fördermittel und Kredite. - mehr
MEHR ZUM THEMA