Berlin/Paris – Unmittelbar vor dem geplanten „Rentendialog“ von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit Gewerkschaften, Verbänden und Experten hat die OECD vor wachsender Altersarmut in Deutschland gewarnt. „Deutschland gehört international zu den Schlusslichtern bei der Alterssicherung von Geringverdienern“, sagte Monika Queisser, Leiterin der Abteilung Sozialpolitik der OECD, der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagausgabe). „Die strikte Beitrags-Leistungs-Bindung führt dazu, dass Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet und nur ein geringes Einkommen bezogen haben, im Alter armutsgefährdet sind.“Andere Länder wie Dänemark oder die Niederlande verteilten sehr viel stärker innerhalb ihrer Alterssicherungssysteme um. Auch Menschen mit langen Erwerbsunterbrechungen wegen Arbeitslosigkeit oder Familienzeiten hätten hierzulande ein hohes Risiko, im Alter nur eine kleine Rente zu beziehen, sagte die OECD-Expertin dem Blatt. Ein weiteres Problem sei der enge Versichertenkreis. In Deutschland seien lediglich Arbeitnehmer ins Rentensystem einbezogen. Viele kleine Selbstständige sorgten dagegen nur unzureichend oder gar nicht für ihr Alter vor, kritisierte die Rentenexpertin. „Noch ist Altersarmut in Deutschland nicht weit verbreitet, doch wird sie deutlich zunehmen, wenn man nicht jetzt Maßnahmen ergreift“, sagte Queisser. Deshalb sei es gut, dass jetzt ein Rentendialog stattfinde. In anderen Ländern gebe es ein breites Spektrum an Instrumenten zum Schutz vor Altersarmut. So leiste sich Neuseeland eine steuerfinanzierte Garantierente in Höhe von 40 Prozent des Durchschnittseinkommens, die jeder Rentner unabhängig von seinen sonstigen Einkünften bekomme. Die Schweiz habe ein Drei-Säulen-Modell: Bei der staatlichen Rente werde extrem stark umverteilt; die betriebliche Altersvorsorge sei obligatorisch und die freiwillige private Zusatzvorsorge, als dritte Säule, stark subventioniert. Auch in den USA gebe es eine starke Umverteilung im staatlichen Rentensystem. Queisser warnte aber auch davor, das Absinken des hiesigen Rentenniveaus zu dramatisieren. „Deutschland ist es gelungen, in kurzer Zeit die private Vorsorge deutlich auszubauen und auch für Geringverdiener attraktiv zu machen“, lobt die Expertin. Die staatliche Rente sei nur eine von mehreren Faktoren, die für die Beurteilung der Altersarmut entscheidend seien. Immobilienbesitz, Vermögen, zusätzliche Altersvorsorge sowie Erwerbseinkommen oder Einkünfte eines Partners spielten ebenso eine Rolle. [dts Nachrichtenagentur]
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