Berlin – Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, hat nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten nach Euro-Gipfel aufgerufen, rasch Maßnahmen zur Sanierung der Haushalte umzusetzen. Die Tatsache, dass in der Union keine Einigkeit zur Bekämpfung der Schulden- und Finanzkrise erreicht werden könnte, ist nach seinen Worten dabei keine Hürde. „Eine EU der zwei Geschwindigkeiten hat sich bereits seit längerem abgezeichnet. Die EU hat 27 Mitgliedstaaten, nicht alle können sich im selben Tempo bewegen. Irgendwann musste es eine Wasserscheide geben und einen Kern jener Staaten, die gemeinsam vorangehen“, sagte Wissmann der Zeitung.„Wir erwarten jetzt keine neuen Reden oder Resolutionen, sondern dass klare Stabilitätsregeln aufgestellt und eisern eingehalten werden.“ Hochverschuldete Länder müssten mit „eisernem Besen ihre Haushaltsdefizite auskehren“. Wissmann weiter: „Wir brauchen bis März ein verlässliches Vertragsregime, was die Finanzen der Länder angeht, mit konkreten Sanktionen, wenn gegen Verschuldungsregeln verstoßen wird.“ Sorge, dass eisernes Sparen die Konjunktur weiter abwürgen könnte, hat der VDA-Präsident nicht. „Kurzfristig ist mit einem bremsenden Effekt zu rechnen, aber langfristig kann es nur eine Gesundung geben, wenn eine solide Finanzpolitik durchgesetzt wird. Die Automobilhersteller sind bereit, diese kurzfristigen Nachteile in Kauf zu nehmen, damit wir in Zukunft stabile Märkte vorfinden.“ Eine Alternative zum Euro gebe es nicht, so Wissmann: „Jetzt geht es darum, das Finanzsystem der EU nachhaltig zu stabilisieren. Wir können jetzt weder kleine noch große Schocks gebrauchen. Es gibt an den Finanzmärkten genügend Spieler, die auf weitere Schwankungen wetten.“ Die deutsche Automobilindustrie habe sich – auch aufgrund ihrer Exportstärke – stets für den Euro ausgesprochen. „Der Euro muss bleiben, er sorgt für einen großen Binnenmarkt, und damit für Wachstum und Beschäftigung auch hier bei uns. Gerade wir Deutschen wollen, dass dieses System erhalten bleibt“, sagt Wissmann der „Welt“. Für das kommende Jahr geht der VDA-Präsident von einer spürbaren Abschwächung des Booms in der Autoindustrie aus. „Weltweit geht es auch 2012 weiter voran, allerdings mit geringerer Geschwindigkeit. Wir erwarten Wachstum in Nord- und Südamerika, in China, Indien und Russland. In Westeuropa hingegen wird das Geschäft verhaltener verlaufen, vor allem in Südeuropa. Viel hängt davon ab, ob es gelingt, die Lage an den Finanzmärkten zu stabilisieren. Ich sehe keine weltweite Rezession“, sagte Wissmann voraus. Die größte Herausforderung für das kommende Jahr sei es „die Marktanteile, die die deutsche Automobilindustrie weltweit hinzugewonnen hat, zu halten und weiter zu ausbauen – in den USA, in China, in Südamerika. Wenn es uns dies gelingt, allen Schwankungen zum Trotz, dann ist die Messe gelesen“, so der VDA-Präsident. Er erwartet, dass China weiter die globale Konjunkturlokomotive für die Branche bleiben wird, allerdings nicht mehr auf dem bisher erlebten Niveau: „China wird nicht mehr in demselben Tempo zulegen können, wie in den vergangenen Jahren, als das Wachstum deutlich zweistellig war. Aber es wird auch 2012 weiter voran gehen, wir rechnen mit einem Plus von acht Prozent. Derzeit kommen in der Volksrepublik auf 1.000 Einwohner lediglich 30 Autos, dabei wird es nicht bleiben. Da ist noch erhebliches Potenzial.“ [dts Nachrichtenagentur]
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