Berlin – Nach den jüngsten Angriffen auf jüdische Mitbürger hat der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Reinhold Robbe, der Bundesrepublik ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. „Wir haben keinen neuen Antisemitismus in Deutschland, sondern einen alten, latenten Antisemitismus, der sich wenig unterscheidet von dem in England oder Frankreich“, sagte Robbe der in Berlin „Welt am Sonntag“ (9. September 2012). Der Antisemitismus beruhe „oft auf unglaublichen Vorurteilen und verkrusteten anti-jüdischen und anti-israelischen Stimmungen bei vielen Muslimen“.Der Anschlag auf den Rabbi in Berlin sei dafür ein Musterbeispiel. Außerdem gebe es einen latenten Antisemitismus bei vielen Bürgern, die rechts stehen. „Die Neonazis machen offen Front gegen Juden, in rechtslastigen Kreisen werden Judenwitze erzählt und Sprüche geklopft. Damit fängt es oft an“, so Robbe. Der DIG-Vorsitzende machte für die Vorurteile auch die Schulen verantwortlich. Viele junge Menschen seien „ziemlich geschichtslos“. Robbe fügte an: „Wir müssen uns dringend fragen, ob Lehrpläne und Schulbücher dieser Tendenz genügend vorbeugen. Mir scheint, das jüdische Leben und die großartigen Leistungen und Verdienste deutscher Juden im 19. und 20. Jahrhundert kommt deutlich zu kurz.“ Verständnis äußerte Robbe für die Äußerungen der früheren Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die durch die Beschneidungsdebatte die jüdische Existenz in der Bundesrepublik infrage gestellt sieht. „Weil ich Charlotte Knobloch gut kenne, verstehe ich ihre emotionale Sicht der Dinge“, sagte er. Sie habe als jüdisch-deutsche Patriotin ihre nicht-jüdischen Mitbürger stets gegen den Vorwurf des Antisemitismus in Schutz genommen. Nun müsse sie eine Debatte erleben, in der jeden Tag sogenannte Fachleute die jahrtausendealte Tradition der Beschneidung attackieren. „Den Ärger darüber verstehe ich gut, und deswegen hat Charlotte Knobloch mit ihrem Warnruf recht.“ [dts Nachrichtenagentur]
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