Der Aufstand von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin habe „schwere Schwächen“ im Kreml und im russischen Verteidigungsministerium offenbart, heißt es in einer aktuellen Analyse des Instituts. Das vom weißrussischen Machthaber Alexander Lukaschenko ausgehandelte Abkommen sei unterdessen „eine kurzfristige Lösung, keine langfristige“.
Revolte hinterlässt bleibenden Eindruck
Das Bild von Putin, der im nationalen Fernsehen zur Beendigung einer bewaffneten Rebellion aufrufe und vor einer Wiederholung der Revolution von 1917 warne – und dann die Vermittlung eines ausländischen Anführers zur Beilegung der Revolte verlange – werde einen „bleibenden Eindruck“ hinterlassen.
Schwäche der russischen Sicherheitskräfte
Der Aufstand habe die Schwäche der russischen Sicherheitskräfte offenbart und gezeigt, dass Putin nicht in der Lage sei, seine Truppen „rechtzeitig“ einzusetzen, um eine innere Bedrohung abzuwehren, so das ISW.
Wagners Aktion habe auch den „Verfall der russischen Militärreserven“ gezeigt, die fast ausschließlich für den Kampf in der Ukraine eingesetzt würden, sowie die Gefahren, die entstehen, wenn man sich bei der Verteidigung der russischen Grenzen auf unerfahrene Wehrpflichtige verlasse.
Bleibender Schaden
Den baldigen Zusammenbruch der russischen Regierung sage man zwar nicht voraus, so die Denkfabrik weiter, nichtsdestotrotz würden Prigoschins Revolte und die ausgehandelte Lösung Putins Regierung und den russischen Kriegsanstrengungen in der Ukraine wahrscheinlich „erheblich schaden“.
Blinken wegen Atomwaffen besorgt
US-Außenminister Antony Blinken hat sich angesichts des Status Russlands als Atommacht besorgt über den Aufstand der Söldnertruppe Wagner geäußert. „Jedes Mal, wenn es in einem großen Land wie Russland Anzeichen von Instabilität gibt, ist das ein Grund zur Sorge“, sagte er am Sonntag dem Sender CNN. Das sei etwas, was man sehr genau verfolge.
Keine veränderte Haltung zu Nuklearwaffen
„Was ihre Nuklearwaffen angeht, haben wir keine Veränderung in ihrer Haltung gesehen und wir haben unsere eigene Haltung nicht verändert“, fügte Blinken allerdings hinzu. Insgesamt sei der abgebrochene Vormarsch „außergewöhnlich“, es sei aber noch zu früh, um zu sagen, „wohin das führen wird“.
Er glaube allerdings, dass man „Risse“ in der russischen Führung gesehen habe, die vorher nicht da gewesen sein. „Es wirft eindeutig neue Fragen auf, mit denen Putin umgehen muss“, so der US-Außenminister.
Es bleibt das Problem, dass eine schnelle Putin-Nachfolge nicht zwangsweise eine bessere Option für den Westen ist. Ein destabilisiertes Russland, das in die Hände eines Mannes wie Prigoschin oder Kadyrow fällt, wäre vermutlich ein noch größeres Risiko für die internationale Sicherheitslage.
Sebastian Fiebiger
Redaktion