Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Angesichts eines rasanten Booms des Warenverkehrs will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Transport von Paketen im öffentlichen Nahverkehr forcieren, um Deutschlands Städte zu entlasten. „Der Online-Handel boomt und der Bedarf am Transport von Paketen und Waren wächst“, sagte Scheuer der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe). Zu Weihnachten erwarte man in diesem Jahr sogar neue Rekorde.
„Um diesem Trend zu begegnen und Staus in unseren Straßen zu vermeiden, brauchen wir innovative und kreative Verkehrskonzepte“, so Scheuer. „Und hierzu zählt eben auch der Transport von Gütern im ÖPNV.“ Es gehe darum, „dass man zum Beispiel Pakete aus einem Logistikzentrum per Straßenbahn in die Innenstadt befördert – wo der Empfänger sie vielleicht in einem Microhub abholt oder aber sie werden von dort aus per Lastenrad zum Empfänger transportiert“. Scheuer hatte Anfang des Jahres U-Bahnen als Transportmittel ins Spiel gebracht. Zwar gibt es vielerorts Ideen, doch nur wenige werden bislang auch umgesetzt. Beim Minister wächst die Ungeduld: „Der ÖPNV kann noch mehr als Menschen transportieren. Und deshalb treiben wir das Thema weiter voran.“ Ziel sei es, etwa rechtliche Hemmnisse auszuräumen. Das Ministerium will zudem ab Januar weitere Millionen über das Förderprogramm „Städtische Logistik“ zur Verfügung stellen. „Ich kann nur alle dazu ermuntern zuzugreifen. Lieferverkehre bieten enormes Potenzial für Innovation“, sagte der CSU-Politiker. Man müsse nur bereit sein, auch mal völlig neu zu denken. Verkehrsverbände signalisierten Gesprächsbereitschaft. Für den Klimaschutz seien Verlagerungen von der Straße auf die Schiene nötig, sagte Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Dachverbands VDV. Dafür „sollte man auch auf den ersten Blick ungewöhnliche Ideen durchaus diskutieren und abwägen“. Die Branche sei gerne zu Gesprächen mit Scheuer bereit. Allerdings wünscht sich der VDV, „dass die normalen betrieblichen Abläufe nicht gestört werden“. Nachts etwa würden in U-Bahnsystemen notwendige Reparaturen und Instandhaltungen vorgenommen, die tagsüber nicht möglich seien. Außerdem ginge der Gütertransport nur mit zusätzlichem Personal.