Freiburg – Der Wirtschaftsweise Lars Feld hat die EU-Staaten aufgefordert, sehr rasch einen echten Schuldenschnitt für Griechenland vorzubereiten. „Man sollte eine echte Umschuldung Griechenlands möglichst bald durchführen“, sagte Feld der „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe). Um das europäische Finanzsystem im Falle der Pleite Griechenlands zu stabilisieren, empfahl Feld ein zweistufiges Verfahren.„Im ersten Schritt muss die EU zunächst das europäische Bankensystem stabilisieren, um es auf den Ernstfall der Pleite Griechenlands vorzubereiten“, sagte Feld. „Wenn die Banken hinreichend gut refinanziert sind, ist es im zweiten Schritt möglich, Griechenland etwa die Hälfte seiner Schulden zu erlassen. Das muss schnell passieren, also spätestens im ersten Halbjahr 2012“, forderte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR). Der SVR berät die Bundesregierung in wirtschaftspolitischen Fragen. Der neue permanente Euro-Rettungsschirm ESM enthält laut Feld einen elementaren Konstruktionsfehler. „Im ESM fehlt ein wesentliches Element: Es gibt keinen Automatismus, der die Beteiligung privater Gläubiger im staatlichen Insolvenzfall sicherstellt“, sagte der Freiburger Ökonom. „Der ESM-Vertrag stellt die Erklärung eines Staatsbankrotts voll und ganz ins Benehmen der Regierungen.“ Erst wenn sie die Pleite einvernehmlich festgestellt hätten, könnten künftig private Gläubiger beteiligt werden. „Ich fürchte, diese Situation wird niemals eintreten, weil die Regierungen der betroffenen Staaten sie zu verhindern wissen“, sagte Feld. [dts Nachrichtenagentur]
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