Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Berlins Erzbischof Heiner Koch würde gerne auf einem Linken-Parteitag gegen den Abtreibungsparagraphen 218 eintreten. „Ich würde gern über den Paragrafen 218 reden“, sagte Koch in einem Doppel-Interview mit Linken-Chefin Katja Kipping in der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“. „Wir als Kirche bemühen uns, das Recht auf Leben auch dem ungeborenen Leben zukommen zu lassen“, sagte Koch.
Kipping reagierte überrascht auf Kochs Vorschlag. „Da haben Sie sich ja etwas vorgenommen. Sie suchen wohl Streit?“, entgegnete die Linken-Politikerin. In ihrer Partei gebe es „ein starkes Frauenplenum“, sagte Kipping. Ein Parteitag könne für Koch deshalb ungemütlich werden: „Es würde einige Genossinnen geben, die mit guten Argumenten oder Transparenten gegen die Positionen der katholischen Kirche in diesem Punkt demonstrieren würden“, so Kipping. Sie selbst würde Koch in jedem Fall zuhören. Außerdem gebe es durchaus politische Gemeinsamkeiten zwischen ihr und dem Erzbischof, sagte Kipping in dem „Christ & Welt“-Gespräch. Gerade in der Flüchtlingshilfe handelten Christen und Linke häufig aus ähnlichen Motiven. „Ob ich nun aus christlicher Nächstenliebe oder einem humanistischen Verständnis von Menschenwürde heraus aktiv werde, ist für den, dem geholfen wird, zweitrangig“, sagte Kipping. Koch ergänzte: „Was uns damals wie heute bei allen Differenzen verbindet, ist die Sorge über den wachsenden Rassismus in Deutschland. Wir waren uns einig: Er ist mehr als ein ostdeutsches Phänomen.“ Der Katholischen Kirche empfiehlt Kipping, Frauen nicht länger die Priesterweihe vorzuenthalten. „Natürlich finde ich es als Feministin schlicht unverständlich, dass in der katholischen Kirche alle Führungspositionen Frauen vorenthalten werden“, sagte sie. „Wir haben als Partei gute Erfahrungen mit quotierten Doppelspitzen gemacht, auch die Kirche könnte davon profitieren.“ Koch entgegnete: „Es stimmt nicht, dass wir keine Frauen in Führungspositionen haben wollen. Von meinen vier Dezernatsleitern im Bistum sind zwei Frauen, zusammen mit der Caritas-Direktorin sind die Frauen in der Mehrheit.“ Dass Frauen keine Priesterinnen werden können, habe „theologische Gründe“.