München (dts Nachrichtenagentur) – Als erstes Bundesland soll der Freistaat eine sogenannte Pflegekammer bekommen, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, die die Interessen der mehr als 100.000 ausgebildeten Pflegekräfte in Bayern vertritt. Damit will Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) den Pflegeberuf aufwerten. Durch eine Pflegekammer bekäme das Pflegepersonal vor allem politisch so viel Einfluss wie ihn bislang Ärzte und Apotheker ausüben, die auch in Kammern organisiert sind.Söder, der als Gesundheitsminister für die bayerischen Heilberufe zuständig ist, sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Die größte Gruppe im Gesundheitswesen braucht unbedingt eine eigene Stimme.“ Mit einer Berufskammer könnten die Pflegekräfte ihre Belange selbst in die Hand nehmen. „Es ist die größte ideelle Aufwertung, die die Pflegekräfte erhalten können“, sagte Söder. Bereits im Februar wolle er mit der Umsetzung beginnen. „Unsere Pläne sind sehr konkret.“ Anders als in Berufsverbänden, in denen Pflegekräfte freiwillig organisiert sind, gilt in der Kammer eine Zwangsmitgliedschaft. Alle in der Pflege tätigen Personen gehören ihr an. „Einer Kammer als Körperschaft des öffentlichen Rechts kommt mehr Gewicht und Schlagkraft zu“, erklärte Söder. Er erwartet, dass vor allem die Hilfsbedürftigen davon profitieren. Die Kammer soll verbindliche Qualitätsstandards festlegen. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe reagierte mit großer Freude auf den Vorstoß aus Bayern für eine Pflegekammer. „Das wäre ein Meilenstein in der Weiterentwicklung des Pflegeberufs“, sagte Bundesgeschäftsführer Franz Wagner. Der bundesweit anerkannte Pflegeexperte Claus Fussek aus München dagegen hält eine Pflegekammer für überflüssig: „Die Probleme sind alle längst bekannt. Da braucht es kein zusätzliches Funktionärsgremium, das darauf aufmerksam macht“, sagt er.
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