Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die IG Metall warnt vor überzogenen Vorstellungen beim Klimaschutz und dem damit verbundenen Umbau der Wirtschaft. Man könne nicht beliebig an einem Rad drehen, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Klimaschutz müsse auch sozial und wirtschaftlich machbar bleiben.
„Man muss sich also immer fragen: Wie nehmen wir die Menschen mit? Wie beteiligen wir sie?“ Hofmann kritisierte, Politiker nicht nur der Grünen neigten dazu, die Komplexität des Themas zu unterschätzen. „Wir kennen in Deutschland viele Ausstiegsmodelle: aus der Steinkohle, aus der Braunkohle, aus dem Atomstrom. Wir kennen den schnellen Abschied aus hier entwickelten Technologien: Unterhaltungselektronik, Fotovoltaik. Wir haben aber bisher kein Umbaumodell für eine gesamte Branche wie den Automobilbau.“ Nach den Worten des IG-Metall-Vorsitzenden muss jetzt der Beweis angetreten werden, dass Klimaschutz und der Umbau dieser Leitbranche auch für Wohlstand und Beschäftigung stehen. „Hierzu braucht es einen aktiven Staat, der die Transformation flankiert, indem er zum Beispiel regionale Infrastruktur, Weiterbildung, Qualifikation, Forschung und Zukunftsinvestitionen fördert.“ Mit Blick auf die Corona-Pandemie lobte Hofmann zugleich, „dass wir es mit den Mitteln des aktiven Sozialstaates, mit Flächentarifen und Sozialpartnerschaft bis heute geschafft haben, die größte Krise der Nachkriegszeit ohne Massenarbeitslosigkeit zu überstehen“. Das mache Mut, „dass wir auch künftig handlungsfähig sind und Herausforderungen wie die Transformation der Wirtschaft gestalten und meistern können“.