Frankfurt (dts Nachrichtenagentur) – Der Migrationsexperte Klaus Bade verlangt, dass angesichts der wachsenden Fluchtbewegungen aus den arabischen Unruhestaaten Europa seine protektionistische Subventionspolitik ändern und kontrollierte Einwanderungswege öffnen muss. Nun sei die „Stunde der Wahrheit“ für Europa gekommen, sagte der Osnabrücker Migrationsexperte Klaus Bade der „Frankfurter Rundschau“ (Freitagausgabe). Demokratieförderung greife nur, wenn der wirtschaftliche Rahmen stimme.Deshalb müsse die Union ihre Märkte „deutlich mehr als bisher für Produkte aus den betroffenen Ländern öffnen“, so Bade. Umgekehrt müssten die Länder ihre Märkte gegen subventionierte EU-Produkte schützen dürfen: „Es darf nicht länger sein, dass eine französische Pute in Tunesien billiger ist als eine tunesische“. Der Vorsitzende des Sachverständigenrates Migration und Integration fordert ferner eine kontrollierte Zuwanderung qualifizierter Migranten in die EU. Sie könne den Anreiz illegaler Flucht schmälern: „Das ist überfällig, da gehört Deutschland zu den Hauptbremsern.“ Bade verwies auf die hohe Bildung der jetzt auf Lampedusa gestrandeten Tunesier. Viele hätten einen Hochschulabschluss, die Hälfte sei jünger als 25 Jahre. „Das sind genau die, die wir in Europa brauchen“, sagte der Wissenschaftler. Er nannte die Lampedusa-Flüchtlinge „Pionierflüchtlinge“, eine Migrationsvorhut, ähnlich den DDR-Flüchtlingen 1989 in den Botschaften von Budapest und Prag.
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