München (dts Nachrichtenagentur) – Die Staatsanwaltschaft München I will offenbar weiter gegen sogenannte Wirecard-Shortseller ermitteln. Das Verfahren gegen zwei Journalisten der Financial Times (FT), die bereits über ein Jahr vor der Insolvenz kritisch über Wirecard berichtet und Betrugsvorwürfe erhoben hatten, werde zwar eingestellt, wegen Insiderhandel werde aber weiter ermittelt, teilte die Bafin am Donnerstagabend mit. Sie sei von der Staatsanwaltschaft um Stellungnahme gebeten worden und werde gegen die Einstellung des Verfahrens gegen die FT-Reporter keine Einwände erheben.
Die Bundesanstalt selbst hatte im April 2019 Anzeige erstattet. Es ging dabei um den Vorwurf von „Marktmanipulation“ und um eine angebliche „Shortattacke“ im Januar 2019. „Wir hatten der Staatsanwaltschaft bereits bei Anzeigeerstattung im April 2019 mitgeteilt, dass wir – soweit sich eine Marktmanipulation durch kollusives Zusammenwirken zwischen Journalisten und Shortsellern nicht nachweisen lässt – auch möglichen Insiderhandel anzeigen“, so die Bafin am Donnerstag. „Diesem Ansatz folgt die Staatsanwaltschaft nun, die dortigen Ermittlungen gegen die Shortseller laufen weiter.“ Seit Jahren hatten Berichte die Runde gemacht, dass bei Wirecard nicht alles mit rechten Dingen zugeht, was sich schließlich bewahrheitete. Manche Investoren wetteten deswegen gezielt auf einen Absturz der Aktie, was die Bafin verhindern wollte. Zwischenzeitlich wurde gar verboten, Wirecard-Aktien leerzuverkaufen. Warum sich die Bafin so sehr zu Gunsten des Wirecard-Aktienkurses einsetzte, die Missstände im Unternehmen aber übersah, wird zunehmend Gegenstand von Kritik. Zudem wurde mittlerweile bekannt, dass Bafin-Mitarbeiter selbst in größerem Stil Wirecard-Aktien privat gehandelt haben.