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 Forum Index —› Diskussion —› Das alte Köln
 


Autor Mitteilung
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 01:43 - 15.10.2003

hallo Claus,
das ist ja was sehr persönliches, was ich schrieb, und ich dachte mir beim Schreiben, na ich bin mal gespannt ob überhaupt jemand darauf Bezug nimmt, und wenn ja: wer.

Also ich bin ja - angenehm - überrascht dass es dir ähnlich geht. Ich finde das aber sehr gut. Denn ich glaube, der Schmerz hat einen Vorteil. Es gibt auch viele, die ihn nicht fühlen. Die typischsten Vertreter von ihnen sind aber die, die jetzt unsere Städte mit Betonquadern und Glas überziehen. Du weisst,was ich meine.

Also, ich wünsche mir mehr solche Leute wie dich, Claus. Denn, wer das so empfindet wie DU, ist gar nicht fähig, eine Stadt so zu zerstören, wie das diese Irrsinnigen heute tun. Wieso sind das nur so viele, die so unsensibel sind ???? ist mir völlig unbegreiflich.

Übrigens, mir gelang es vorhin, den Phantomschmerz fast völlig auszublenden: Ich schaute mir jetzt doch alle Fotos an, diesmal. Diesmal tat es nicht weh - überhaupt nicht.
gut, ein bischen ärgerte es mich schon, dass das alles weg ist. aber nicht so auf diese "grausame" art.
ich dachte mir halt "naja, so sah das halt früher aus - schöner, wie immer, auf alten Fotos.Die können halt heut nix mehr, wissen wir doch langsam", so in etwa gingen mir sätze durch den kopf beim betrachten der bilder. Ich
kann mich jetzt emotional auf das "alte" köln gar nicht so einlasse - gott sei dank - denn ich
habe zu sehr das heutige Köln im Kopf; dieses Alte ist zu unwirklich, "surreal" fast schon, wie aus einem erfundenen Roman. Gott sei Dank, muss ich sagen, denn ich weiss nicht genau, wie es wiederum nun bei dir ist, aber ich denke, der Schmerz ist gesünder, wenn er sich in Grenzen hält. Also ich muss da ab und zu mir selber schon mal einen Riegel vorschieben. Ich könnte mich sonst nur aufregen, wo ich gehe und stehe. sobald ich in berlin in die nähe eines bauzaunes komme, gehe ich sofort auf die andere strassenseite, früher kuckte ich jmir immer die entwürfe aussen am bauzaun an - mach ich schon längst nicht mehr, ich weiss ja schon im vorraus was es ist: stahl, glas, beton, als kasten, als kiste, oder als kubus. na ja. wozu extra hingehen und kucken, um sich aufzuregen? nix da!

Übrigens: ich glaube der Schmerz über Köln hält sich nun bei mir in Grenzen, weil der Anfangsschock dieser Bilder überwunden ist, und ich im Moment enorme Freude über die Fortschritt am Dresdner Neumarkt habe. Wenn wir auch nur eine Altstadt retten, ist schon viel gewonnen. In Dresden wird sehr viel wiedererstehen. Ja, Köln kann ich verschmerzen,ich wende mich jetzt wieder der Realität zu, in der ich was aktiv verändern kann: Dresden, Nürnberg, München interessieren mich, und Berlin (SChloss) natürlich. denn überall da kann man noch was machen - und das wäre viel wert!

jetzt hoffe ich nur, dass man München
nicht "versauen" wird, denn du hast ja darüber a bisserl nix guats erzählt....also, München ist mir schon ne Menge wert! Eigentlich unsere schönste Grosstadt, kann man
sagen.

Servus, viele Grüße,
Peter
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 03:11 - 15.10.2003

Ich halte Informationen und Bilder deutscher Innenstädte vor den Zerstörungen durch Weltkrieg und Nachkriegsabriss grundsätzlich für wertvoll und wünsche mir, DASS MÖGLICHST VIELE LEUTE DIESE BILDER SEHEN!

Die Ideologie des Modernismus ist eine Ideologie des autoritären Experimentierens, die KEINE RÜCKSICHT nimmt auf das, was daneben steht oder vorher dort war. Das sieht man in allen deutschen Innenstädten und im Augenblick z. B. in China, wo auch deutsche Architekturbüros (von Gerkan, Speer u. a.) stark beteiligt sind an einer völligen Neugestaltung chinesischer Innenstädte, die meist rücksichtslos gegenüber Bautraditionen und gewachsenen Stadtbildern erfolgt. Auch wenn dort die Leute im Augenblick vor allem froh sind über den stark verbesserten Wohnkomfort durch die vielen Neubauten, werden sie in ein paar Jahren doch merken, wieviel dafür geopfert wurde. Viele chinesische Städte haben nämlich in den letzten zehn Jahren durch weitgehende Flächenabrisse ihre Altstadtviertel verloren und was neu hinzukommt, hat mit Traditionen kaum noch etwas zu tun.
In Deutschland besteht dagegen die Chance, dass Bürger sich über ihre Städte informieren und sich wehren gegen eine Verunstaltung ihres Lebensraums. JE BESSER DIE LEUTE WISSEN, WIE SCHÖN IHRE STÄDTE EINMAL WAREN, DESTO MEHR WERDEN SIE MITSPRACHE EINFORDERN BEI KÜNFTIGEN BAUVORHABEN!
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 04:41 - 15.10.2003

matthias ich seh das zwar genau so wie du, ich weiss nicht ob du dich auf meinen Beitrag beziehst. Aber wenn ich es manchmal nicht ertrage, diese Bilder zu sehen, dann muss das doch "legitim" sein, oder? was bringt es, wenn ich diese bilder ansehe? ich tue das sehr selten. ich habe irgendwie auch eine aversion gegen schwarz weiss bilder (bei städten, nicht bei menschen). schwarz weiss,allein diese farben bei einem foto, heisst für mich automatisch, wie ein schlag ins gesicht: "DAS IST WEG! W E G !!"

ich lege diese Bilder meistens gleich wieder weg, und denke mir ärgerlich "das weiss ich alles schon, ja , zeigt mir nur wie schön es alles früher waer, damit ich noch trauriger werde als ich ohnehin schon beim anblick unserer verlorenen Städte bin".

Was soll das bringen? Es müssen diejenigen betrachten, die das noch nicht wissen.
Claus
Mitglied

Beiträge: 164


 

Gesendet: 14:33 - 15.10.2003

Hi Peter,
also ich bin sowieso anfällig für Verlustschmerz bezüglich verlorener Kulturgüter, Gebäude und auch Provinzen.
Wir hatten das Thema ja schonmal.Obwohl ich keine persönlichen Bindungen in den Osten habe,ist mir Dresden wahnsinnig wichtig.Auch den Verlust der deutschen Ostgebiete bedauere ich sehr,obwohl mir Ursache und Wirkung gut bekannt sind und ich auch hier keine Verwandschaft vorweisen kann.
Mich ärgert eine hässliche Umgebung überall,da ich ein sehr visuell gepolter Mensch bin.Mir ist die Optik wichtiger als z.B. das Gehör,deshalb war mir Musik auch nie so wichtig wie anderen Leuten.Ich höre zwar gerne Musik je nach Stimmung,aber ich hatte nie Pop-Idole oder andere Vorbilder aus der Musikbranche.Ich konnte als Teenager nie verstehen,wieso meine Freunde Musikgruppen so wahnsinnig wichtig fanden.
Ich schaue lieber schöne Dinge an:
Bauten,Landschaften,gute Filme und natürlich Frauen....
Als nächstes kommt bei mir der Geschmacks- und Geruchssinn,ich liebe gutes Essen.
Die visuelle Ausgeprägtheit führt bei mir zu genauem Betrachten meiner Umgebung,da kann die gebaute Umwelt nicht ignoriert werden.Wenn ich dann auch noch anhand alter Photos weiss,dass der jetzige unbefriedigende Zustand einen alten fast perfekten Zustand ersetzt hat,ärgere ich mich noch mehr.
Ergo möchte ich entweder wieder eine Veränderung mit modernen Mitteln,welche genauso befriedigend ist wie der alte oder ich will gleich den alten Zustand wiederhaben.Ist doch ganz einfach.
Wie der Slogan von Dirk: In dubio pro reko....
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 15:48 - 15.10.2003

@Peter und Claus

Was Ihr schildert halte ich für eine völlig angemessene Reaktion auf den Verlust von schöner Baukunst. Nimenad soll jedoch unnötig leiden! Aber für viele Leute können die Banalität und unbefriedigende Qualität deutscher Nachkriegsarchitektur nur deutlich werden, wenn sie SEHEN, wie wertvoll das war, was in Jahrhunderten zuvor gewachsen ist und bis vor sechzig Jahren noch stand.

Übrigens finde ich wie du, Peter, dass farbige Darstellungen gegenüber abstrakt wirkenden Schwarzweißfotos viel lebendiger wirken. Damit kann man viel besser die Forderung nach Rekonstruktionen begründen. Bestes Beispiel ist das Berliner Schloss: Die großartige farbenprächtige Computersimulation ist viel attraktiver als die düsteren alten Schwarzweißbilder, auf denen das Schloss manchmal wie eine bedrohliche Zwingburg wirkt. Die Frauenkirche finde ich auf den aktuellen Farbfotos auch viel freundlicher und "barocker" als auf den alten Fots, wo sie fast schwarz die Häuser überragt.
Claus
Mitglied

Beiträge: 164


 

Gesendet: 16:13 - 15.10.2003

Hi Matthias,

ja,das stimmt.Farbliche Illustrationen sind wesentlich geigneter,den Menschen die Schönheit alter Bauwerke naherzubringen.Nicht jeder hat die Vorstellungskraft,anhand von schwarz-weiss-Photos,die Wirkung alter Ensembles zu sehen.
Ich kann das schon,weiss aber,dass man in einer Mediengesellschaft die Leute mit aufgepeppten CAD-Bildern besser beikommen kann.
Wir sollten diese Möglichkeiten für unsere Website auch nutzen.
Viele Grüsse ins schöne Heidelberg
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 16:14 - 15.10.2003

Stimmt, Farbbilder vermitteln auch das Gefühl zeitlicher Nähe zur Gegenwart besser als Schwarzweissbilder, die immer wie aus weit entfernten Zeiten und entrückt, fast irreal wirken. Das kann man z.B. bei den Farbbildern des alten Potsdam feststellen, die in der Linkliste zu finden sind. Sie wirken teilweise so frisch als wären sie vor wenigen Tagen oder Wochen entstanden.
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 16:29 - 15.10.2003

Hallo Claus,

ja, so sehe ich es auch. Nur mit positiven Zielen und Visionen kann man Leute erreichen, nicht mit einem nostalgischen wehmütigen Blick zurück. Deshalb: Farbe und schöne 3D-Visualisierungen!

Schöne Grüße an die Isar!
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 02:46 - 16.10.2003

@claus
ist ja interessant, dass gerade du als echter Münchner von ostgebieten sprichst...war doch alles preussisch!!
aber du wirst lachen, geht mir genau so. ich empfand das schon als Kind so, je älter ich werde, besonders jetzt nach der Wiedervereinigung, wird mir immer klarer, wie schlimm das ist. Mit Ostpreussen müssen wir ein unvorstellbar wunderbares land verloren haben. Es ist interessant das es dir so geht wie mir, und bei mir ist ausserdem ähnlich wie bei dir, nämlich dass wir weder in DDR noch in ehem. ostgebieten verwandte etc hatten. manchmal stelle ich mir vor wie es wäre, wenn ein Bundesland Ostpreussen gäbe, und man mit der Autobahn an Seen und Wäldern vorbeifahren würde, bis zur russischen bzw. litauischen Grenze - und man wäre immer noch in Deutschland!" unvorstellbar, nicht wahr?

Das ist übrigens ein Verlust, den wir verschmerzen müssen - Dresden jedoch nicht!

Ich weis es ist albern, aber erst heute wieder betrachtete ich einen Atlas und dachte "schön, wir haben wenigstens Pommern wieder" - gut, zumindest etwa ein Drittel. ich mache dann Striche mit Bleistift in den Atlas, zwichne die Grenzen nach, um mir einzureden, wie viel es doch noch ist....

im selben Atlas, er ist noch aus meiner Schulzeit, fand ich etwas witziges, an das ich mich sogar noch erinnerte:irgendwann mit 12 oder 13 hate ich dort auf dem gebiet der DDR "hauptstadt berlin" eingetragen statt "ostberlin"; und hatte die grenzen der 5 DDR- Länder eingezeichnet (die ja ab 1952 in bezirke aufgeteilt wurden).

Witzigerweise ist meine Vision aus der Kindheit wahrgeworden...


Wusstest du übrigens dass wir einen kleinen Teil Schlesien wiederhaben, seit 1990 ? Es ist etwa so gross wie das Saarland. Immerhin...

@alle
Übrigens , wieso redet ihr plötzlich alle von der S/W Problematik? Mir war schon lange klar, dass man mit diesen finsteren Bildern keine Reko Werbung machen kann - es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, auf denen das "brauchbar", attraktiv aussieht. Ich habe auch der GHND schon oft gesagt, sie sollten mal von dem "Pferdewagen" -Image versuchen wegzukommen, und die Mitgliedschaft kostenlos zu machen, aber irgendwie hören die nicht auf mich.

Das würde nämlcih auch finanmziell gehen, und die GHND hätte in Windeseile über 100 000 mitglieder.....ich hatte mir ein genaues Konzept überlegt, mit zwei Arten der MItgliedschaft, etc...aber die meinen, sie könnten es besser.
hm, naja ich bin eben ein verkanntes Genie.

@Matthias
Kannst du mir sagen, ob eine Willenserklärung auf der GHND website durch anklicken eines buttons "ja ich will Mitglied werden", wenn man vollen Namen , Geb. Datum etc und Anschrift hinterließ, rechtskräftig wäre?

Übrigens, der Rösch fragt ganz verzweifelt um Hilfe auf "villingen-schwenningen", dort geht es um die rechtsfrage, wenn man ein wertviolles historisches GEbäude mutwillig verfallen lässt, und was die Bürger dagegen tun können. ich habe ihm gesagt, du hättest evtll etwas Ahnung von der Materie...ist zwar ein anderes Thema, aber da du dich in den letzten öfter hier im alten Köln aufhieltst, dachte ich mir, ich erwisch dich hier besser als anderswo....


Grüsse ins glückliche unzerstörte Highdelberg....!
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 02:51 - 16.10.2003

PS
Pardon, und nach Minga natirli aa !!!!

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