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Mit dem Boom der Dating-Seiten gibt es auf dem Seminarmarkt seit Neuestem auch ganz unverblümt Kurse, die Männern das Kennenlernen und Erobern von Frauen beibringen. Was soll man von diesen Pick-up-Seminaren und Pick-Up-Artists (dt. Verführungs-Künstler) halten?
Sex ist das begehrteste Thema im Internet. Anfang der 2000-er Jahre hat sich eine interessierte Community rund um die Pick Up Artists gebildet. In geheimen Foren tauschte man sich weltweit über die neuesten Techniken und Erkenntnisse in Sachen Dating und Seduction aus.
Die Idee dahinter
Das Kennenlernen einer Frau stellt schlicht eine Kommunikationssituation dar – wie Personalführung, Pitching oder Gehaltsverhandlungen. So wie sich die wissenschaftliche Rhetorik methodisch damit auseinandersetzt, wie man vor Publikum sein Anliegend wirksam kommuniziert, so hat sich diese Community dazu entschlossen, das systematische Kennenlernen und Erobern von Frauen ebenfalls methodisch zu untersuchen.
Weltweit – allerdings mit Schwerpunkt in den USA und England – werden von Natur aus begabte Casanovas und deren intuitive Herangehensweisen analysiert; Techniken, Strategien und Muster werden entwickelt, getestet, optimiert und über das Netz ausgetauscht. Einziges Kriterium ist dabei, welche Vorgehensweise den gewünschten Erfolg beim Kennenlernen und Daten bringt.
Vom Ansprechen bis zur „Kerbe im Bettpfosten“

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Die Pick-Up-Artists analysieren dabei den ganzen Verlauf dieser Interaktion: vom ersten Ansprechen der Frau über das Führen eines interessanten Flirt-Gesprächs, von dem Erhalt der Telefonnummer bis hin zur Intimität. Entgegen des vorherrschenden Vorurteils kann diese zwar am Ende der Interaktion stehen – die sprichwörtliche „Kerbe im Bettpfosten“ ist aber nicht das erklärte oder gar einzige Ziel des Ganzen.
Die Pick-Up-Artist erforschen durch „Try and Error“, welche Mechanismen bei der Frau „Anziehung“ auslösen. So identifizierte man zum Beispiel den Mechanismus der „Pre-Selektion.“ Das ist das Phänomen, dass die von ihren Geschlechtsgenossinnen vorgenommene „Vorauswahl“ für eine Frau eine beträchtliche Rolle dafür spielt, wie attraktiv sie einen Mann findet. Ein Mann, der scheinbar schon von von anderen Frauen begehrt wird, löst eine stärkere Anziehung aus als ein nicht „vorausgewählter“ Rivale. Diese Erkenntnis wird strategisch für die Kommunikationssituation genutzt.
Außerdem erkannte man, dass die Verführung vom Kennenlernen bis zur Intimität üblicherweise drei Phasen durchläuft und man je nach Phase mit einem anderen Verhalten Erfolg hat. Mit anderen Worten: Was beim Ansprechen funktioniert, wirkt beim ersten Kuss schon nicht mehr.
Ende der Zurückhaltung
Man(n) sieht: So ganz einfach ist das nicht! Aber wenn es einfach wäre, gäbe es auch keinen Bedarf an Kursen, die einem Mann beibringen, wie er eine Frau kennenlernt: Wie man sich überwindet, den ersten Schritt zu tun, wie man sie anspricht, sich von einem Korb nicht entmutigen lässt …
In dieser Hinsicht vollzieht sich gerade ein echter Wandel: Wo früher Seminare dieser Art in Nischen versteckt und unter geheimnisvoll verhüllten Titeln angeboten wurden, werden sie inzwischen in den großen deutschen Städten ganz offen präsentiert. Selbst die Anbieter von Business-Seminaren zeigen in ihren Seminarbeschreibungen konkret, worum es hier geht. Schließlich ist nichts Ehrenrühriges mehr daran, zuzugeben, dass man von Profi-Tipps profitieren kann. Das Autofahren hat man sich ja auch beibringen lassen.
Um den Verführungscode zu entschlüsseln, hat der Autor Matthias Pöhm mehr als 9000 Frauen angeflirtet.
Der Autor
Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm coacht Spitzenleute aus Politik und Wirtschaft für deren öffentliche Auftritte und veranstaltet das „teuerste Rhetorik-Seminars Europas“ (FAZ), wo die Teilnehmer vor 120 Menschen als bestelltem Publikum reden müssen.
Viel Medienecho erzeugte er, als er die weltweit operierende „Anti-PowerPoint-Partei“ gründete.
Links & Quellen
1 Website von Matthias Pöhm
2 Schlagfertigkeit und Flirttipps
3 Anti-PowerPoint-Partei