Eine Kämpferin für das Frauenwahlrecht
Als Pionierin der Frauenbewegung in den USA tat sich die amerikanische Feministin Susan Brownell Anthony (18201906) hervor. Bekannt wurde sie vor allem durch ihren Kampf für die Durchsetzung des Stimmrechts für Frauen und als Präsidentin der National American Woman Suffrage Association. Außerdem engagierte sie sich gegen den Alkohol und die Sklaverei.
Susan Brownell Anthony kam am 15. Februar 1820 als zweites von acht Kindern eines Quäkers und Gegners der Sklaverei in South Adams (Massachusetts) zur Welt. Ihre Eltern besaßen eine Baumwollspinnerei. Susan wurde in der Tradition der Quäker erzogen, war ein frühreifes Kind und lernte schon mit drei Jahren Lesen und Schreiben.
1826 zog die Familie Anthony nach Battenville im US-Bundesstaat New York. Dort besuchte Susan zunächst die Distriktsschule, später die von ihrem Vater gegründete Schule und ein Internat bei Philadelphia.
Nach ihrer Ausbildung nahm Susan B. Anthony 1839 eine Stelle als Lehrerin in einem Quäker-Seminar in New Rochelle (New York) an. Von 1846 bis 1849 unterrichtete sie an einer Höheren Mädchenschule im Hinterland von New York.
Weil sie mit ihrer Arbeit als Lehrerin unzufrieden war, kündigte Susan B. Anthony und arbeitete auf der Farm ihrer Familie unweit von Rochester in New York. Dort begegnete sie etlichen führenden Gegnern der Sklaverei wie Frederick Douglass (18171895), Parker Pillsbury (18091898), Wendell Phillips (18111884), William Henry Channing (18101884) und William Lloyd Garrison (18051879) und wurde von deren Ansichten überzeugt.
Außerdem lernte sie auf der Farm Elizabeth Cady Stanton (18151902) kennen.
Zu jener Zeit sympathisierte Susan B. Anthony auch mit der Antialkohol-Bewegung. Bei ihren Vortragsreisen fiel ihr bald auf, dass man sich weniger gegen die Ideale wandte, die sie vertrat, als vielmehr gegen die Tatsache, dass sie es als Frau wagte, öffentlich zu einer Frage Stellung zu nehmen. Nach einem Treffen mit Amelia Bloomer (18181894), der ersten Frau, die eine Zeitung für Frauen herausgab, und der erwähnten Elizabeth Cady Stanton engagierte sie sich für die Frauenrechtsbewegung.
Als Susan B. Anthony 1852 in Albany bei einem Treffen der Antialkohol-Bewegung keine Rede halten durfte, gründete sie die Womans New York State Temperance Society. Präsidentin dieser Bewegung wurde Elizabeth Cady Stanton. Susan entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einer der eifrigsten Verfechterinnen für die Rechte der Frau.
In der frühen Phase des Amerikanischen Bürgerkrieges (18611865) half Susan B. Anthony bei der Organisation der Womens National Loyal League, welche die Sache der Emanzipation vorantrieb. 1863 hob sie die Womens Loyal League to support Lincolns government mit aus der Taufe. Nach dem Bürgerkrieg war sie eine der ersten, die sich für die Rechte der Schwarzen einsetzte. 1866 beteiligte sie sich an der Gründung der American Equal Rights Association.
Ab 1868 fungierten Susan B. Anthony als Besitzerin sowie Elizabeth Cady Stanton und Parker Pillsbury als Herausgeber der neuen Zeitschrift Revolution. Im Mai 1869 gründeten Susan und Elizabeth die National Woman Suffrage Association (NWSA). 1870 musste die Zeitschrift Revolution verkauft werden, weil die Mittel von Susan, Elizabeth und Parker erschöpft waren. Der exzentrische George Francis Train (18291904), der das Blatt finanzierte und als Gegenleistung seine politischen Ansichten artikulieren durfte, war nicht mehr länger willens, weiter Geld zu verlieren. Etwa ein Jahr nach dem Verkauf wurde die Zeitschrift eingestellt. Susan unternahm Vortragsreisen, um mit den Honoraren die Schulden der Zeitschrift begleichen zu können.
Obwohl Frauen damals in den USA noch kein Wahlrecht besaßen, gab Susan B. Anthony bei den Präsidentschaftswahlen 1872 in Rochester (New York) ihre Stimme ab. Daraufhin wurde sie verhaftet, kam ins Gefängnis, wurde zu einer Geldstrafe von 100 US-Dollar verurteilt, weigerte sich jedoch, diese zu bezahlen.
Wieder in Freiheit, kämpfte Susan B. Anthony auf Reisen, bei denen sie oft von Elizabeth Cady Stanton begleitet wurde, für das Wahlrecht der Frauen. Dieses Ziel wurde 1871 in Kalifornien erreicht, 1874 in Michigan sowie 1877 in Colorado und anderswo, jedoch erst 1920 landesweit in den USA. 1888 half Susan bei der Gründung des International Council of Women (ICW, Weltbund der Frauen).
Von 1892 bis 1900 bekleidete Susan B. Anthony das Amt der Präsidentin der National American Woman Suffrage Association. Zusammen mit den amerikanischen Frauenrechtlerinnen Elizabeth Cady Stanton, Matilda Jocelyn Gage (18221898) und Ida A. Husted Harper (18511931) gab sie die ersten vier Bände der sechsteiligen Reihe The History of Woman Suffrage (18811886) heraus.
1899 kam Susan B. Anthony als Leiterin der US-Delegation des Council of Woman nach London und 1904 nach Berlin. Mit 80 trat sie als Präsidentin der National American Woman Suffrage Association zurück.
Am 13. März 1906 starb Susan Brownell Anthony im Alter von 86 Jahren in Rochester. Ihr Leben und Werk wurde in den Biographien Susan B. Anthony (1959) von Alma Lutz, The Life and Work of Susan B. Anthony (18981908, drei Bände) von Ida A. Husted Harper und Susan B. Anthony (1988) von K. Barry geschildert. 1979 bildete man Susan Brownell Anthony als erste Amerikanerin auf einer neuen Dollarmünze ab.
Diese Biografie stammt aus der Taschenbuchreihe „Superfrauen“ des Verlags Ernst Probst (www.frauenbiografien.de.vu).