Zur renommiertesten Frauenrechtlerin Amerikas entwickelte sich die Schriftstellerin Betty Friedan, geborene Betty Naomi Goldstein. Sie gründete in den 1960-er Jahren die National Organization of Women (NOW) und leitete sie als Präsidentin. Die Urmutter der um 1967 entstandenen Frauenbewegung Womens Liberation Movement (Womens Lib) in den USA ist keine radikale Feministin, sondern plädiert für eine soziale Partnerschaft zwischen Mann und Frau.
Betty Naomi Goldstein kam am 4. Februar 1921 als Tochter des jüdischen Juweliers Harry Goldstein und dessen Frau Miriam, die früher als Journalistin gearbeitet hatte, in Peoria (Illinois) zur Welt. Nach ihrer Schulzeit studierte sie Psychologie am Smith College in Massachusetts, war dort Redakteurin der Smith Newspaper und seit der Gründung am Smith Literary Magazine beteiligt.
1943 folgte ein einjähriges Forschungsstipendium an der University of California in Berkeley. 1944 schlug Betty Goldstein ein ihr angebotenes vierjähriges Forschungsstudium aus. Statt dessen ging sie nach New York, hatte dort verschiedene Jobs und lebte mit ihrer Familie in vornehmen Stadtvierteln.
Anfangs hatte Betty Goldstein den traditionellen Traum amerikanischer Frauen im Sinn: Mann, Kinder und eigenes Haus. 1947 heiratete die 26-Jährige den Schauspieler Carl Friedan, von dem sie drei Kinder die Söhne Daniel und Jonathan und die Tochter Emily bekam. Damals lebte sie als gut situierte Hausfrau in New York.
1956 erkannte Betty Friedan bei einer Fragebogenaktion ihre eigene Unzufriedenheit als Hausfrau sowie diejenige von anderen Frauen und analysierte sie. Zunächst wollte sie hierüber nur einen Artikel für eine Zeitung oder Zeitschrift schreiben, doch da diesen niemand veröffentlichen wollte, baute sie den Text zum Buchmanuskript aus.
In ihrem ersten Buch The Feminine Mystique (1963, deutsch: Der Weiblichkeitswahn) klagte Betty Friedan die amerikanische Gesellschaft an, Frauen dazu erzogen zu haben, sich als Hausfrau und Mutter zu verwirklichen und damit eine echte Selbstfindung der Frau verhindert zu haben.
Am 29. Oktober 1966 gründete Betty Friedan mit anderen Frauen die National Organization of Women (NOW) und wurde bis 1970 deren Präsidentin. NOW kämpft für gesetzliche und praktizierte Gleichberechtigung der Frauen in der Ausbildung, im Beruf und in der Familie. Diese Organisation entwickelte sich zu einer einflussreichen Interessenvertretung der Frauen und gewann erheblichen Einfluss in der US-Gesellschaft.
Im Mai 1969 wurde die Ehe von Betty Friedan geschieden. Danach organisierte sie den Womens Strike of Equality, die erste große nationale Frauendemonstration. Bei dieser Demonstration am 26. August 1970 auf der 5th Avenue in New York wurde unter anderem der Slogan Frauen, ihr habt nichts zu verlieren außer eurem Staubsauger propagiert. Schon die Vorbereitung bewirkte, dass das amerikanische Repräsentantenhaus einen Zusatzartikel zur Verfassung verabschiedete, der die Diskriminierung von Frauen verbot.
1971 organisierte Betty Friedan den National Womens Political Caucus, 1973 den International Feminist Congress sowie 1974 den Economic Think Tank for Women. 1973 gründete sie die First Womens Bank, die anfangs nur Frauen als Kunden akzeptierte.
Von 1970 bis 1973 war Betty Friedan Vizepräsidentin der National Association Repeal Abortian Laws und Gastprofessorin für Soziologie an der Temple University in Philadelphia (1972), an der Yale Universität in New Haven/Connecticut (1974) und am Queens College in Cambridge (1975). 1971 wurde sie Herausgeberin des McCalls Magazine.
Ab Mitte der 1970-er Jahre setzte sich Betty Friedan auch für die Gleichberechtigung der Männer ein. Damit machte sie sich in der amerikanischen Frauenbewegung (Womens Liberation Movement) zunehmend Gegnerinnen. 1976 erschien ihr Buch Das hat mein Leben verändert. Ihr Werk The Second Stage (1981, deutsch: Der zweite Schritt) wurde ihr von der Frauenbewegung ebenso verübelt wie ihr Erbarmen mit den Männern.
Später beschäftigte sich Betty Friedan in ihrem Buch The Fountain of Age (1989) mit dem Verhältnis der amerikanischen Gesellschaft zum Alter. Dabei gelangte sie zu dem Ergebnis, den Menschen über 60 werde die Persönlichkeit abgesprochen. Dieser Alterswahn sehe das Altern nur als Abstieg von der Jugend an, so wie der Weiblichkeitswahn Frauen nur die Rolle als sexuelle Reproduktionspartner der Männer zugestanden habe.
Im Mai 1993 wurde die 72-jährige Betty Friedan am offenen Herzen operiert. Sie lebt in Sag Harbour im Bundesstaat New York.
Diese Biografie stammt aus der Taschenbuchreihe „Superfrauen“ des Verlags Ernst Probst (www.frauenbiografien.de.vu).