Zu den bekanntesten amerikanischen Freiheitskämpferinnen und Frauenrechtlerinnen gehört die schwarze Predigerin und Sängerin Sojourner Truth (17971883), geborene Isabelle. Sie kämpfte gegen die Sklaverei sowie für die Rechte der Frauen und der Armen. Berühmt ist vor allem ihr Ausspruch: Schwestern, ich verstehe nicht, was ihr wollt. Wenn Frauen mehr Rechte wollen, als sie haben, warum nehmen sie sich nicht einfach, statt darüber zu reden.
Isabelle wurde 1797 als zweitältestes Kind der Sklaven James und Betsey auf einer Farm in Hurley im US-Bundesstaat New York geboren. Wie damals üblich, hatten Sklaven keine Nachnamen. Der Vater trug den Spitznamen Bomefree, die Mutter nannte man Mau Mau Bett oder Ma Ma Bett. Die genaue Zahl der Geschwister von Isabelle ist unbekannt. Ihre Mutter soll zehn bis zwölf Kinder zur Welt gebracht haben.
Der Besitzer von Isabelle hieß Johannes Hardenbergh amerikanisierte Schreibweise Ardinburgh und gehörte zur Bevölkerungsgruppe der low dutch. Da damals das englische Wort dutch (holländisch) häufig mit dem Wort deutsch verwechselt wurde, ist nicht ganz klar, ob er Holländer oder Deutscher war.
Bereits als Kind verkaufte man Isabelle an verschiedene Weiße. Schon als 14- oder 15-Jährige heiratete sie einen älteren Sklaven namens Thomas. 1817 verabschiedete der Staat New York ein Gesetz, dass Sklaven, die vor dem 4. Juli 1799 geboren wurden, am 4. Juli 1827 (Unabhängigkeitstag) in die Freiheit entlassen werden sollten.
Isabelles Besitzer versprach ihr angeblich bereits 1825, dass er sie schon 1826 entlassen würde, was er aber nicht einhielt.
1826 floh Isabelle aus der Sklaverei, blieb aber in der Umgebung und riskierte die Konfrontation mit ihrem Besitzer.
Der Quäker Isaac Van Wagenen, der ihr Unterschlupf gewährte, kaufte sie und ihren Sohn frei. Während der frühen 1830-er Jahre zog Isabelle mit ihrem halbwüchsigen Sohn Peter nach New York. Dagegen blieben die Töchter bei ihrem Vater.
In New York verdiente Isabelle ihren Lebensunterhalt als Hausangestellte. Das war einer der wenigen Berufe,
die damals freien schwarzen Frauen vorbehalten gewesen sind. Zu jener Zeit schloss sie sich einer Methodistenmission an, die sich um Prostituierte kümmerte. 1843 wurde Isabelle Wanderpredigerin und nannte sich fortan Sojourner Truth (Wanderpredigerin).
Um Zuhörer anzulocken, sang Sojourner Truth bekannte Lieder, die sie oft mit eigenen Texten versah. Man hörte sie in Versammlungen, Kirchen oder am Straßenrand. Sie trat der Northampton Association bei, deren reformistisch gesinnte Mitglieder sie mit freiheitlichen Strömungen wie Abolitionismus (Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei) und Feminismus vertraut machten.
Sojourner Truth wurde ermuntert, ihre Lebensgeschichte zu diktieren und sie unter dem Titel The Narrative of Sojourner Truth (1850) zu veröffentlichen. Das Buch brachte ihr jedoch kaum Geld ein. Um ein Haus in Florence (Massachusetts) erwerben zu können, musste sie sich 300 US-Dollar leihen. Ihre Erzählung erwies sich als starke Waffe im Kampf gegen die Sklaverei, an dem sie sich als scharfsinnige, mutige und witzige Rednerin beteiligte.
Sojourner Truth gilt als eine der ersten Aktivistinnen, die eine Verbindung zwischen den Rechten der Sklavinnen und der Schwarzen und den Rechten der Frauen herstellten. Bei einer Rede bei der Frauenrechtsversammlung in Akron (Ohio) erklärte sie 1851: Ich konnte genau so viel arbeiten und genau so viel essen wie ein Mann … und die Peitsche genau so tapfer ertragen. Und bin ich denn keine Frau? Ich habe 13 Kinder geboren, und fast alle wurden in die Sklaverei verkauft, und als ich laut weinte in meinem mütterlichen Schmerz, hörte mich niemand außer Jesus! Und bin ich denn keine Frau?
Mit ihrem berühmten Ausspruch And aint I a woman? (Und bin ich denn keine Frau?) bestand Sojourner Truth darauf, die weißen Feministinnen sollten ihren Horizont erweitern und schwarze, versklavte und arme Frauen, ihre Leiden wie auch ihre Stärken, in den Begriff Frau und in den Kampf um gleiche Rechte einbeziehen.
Am 26. November 1883 starb Sojourner Truth im Alter von 85 Jahren in Battle Creek (Michigan). Nach ihr wurde das kleine Landefahrzeug von Mars Pathfinder benannt Ihr Porträt zierte 1986 eine amerikanische Briefmarke im Nennwert von 22 Cent.
Diese Biografie stammt aus der Taschenbuchreihe „Superfrauen“ des Verlags Ernst Probst (www.frauenbiografien.de.vu).