Unter „Datenrettung“ (engl. data recovery) versteht man die professionelle Wiederherstellung von Daten von zerstörten Datenträgern. Anbieter, die sich auf die professionelle Datenrettung spezialisiert haben, verfügen über Reinraumlabore und Spezialgeräte. Diese Ausrüstung macht eine Datenrettung auch in den Fällen möglich, wo „hobbymäßige“ Rettungsversuche – z.B. mit einfachen Datenrettungsprogrammen – scheitern.
Man unterscheidet bei der Datenrettung vor allem zwei Anwendungsfälle:
- Datenrettung bei physischer Beschädigung des Datenträgers
- Datenrettung bei softwareseitigem Datenverlust
Gerade im ersten Fall gehört der Datenträger in die Hände eines professionellen Datenretters. Eigene Rettungsversuche, können die Situation sogar noch verschlimmern. Aber auch bei Softwaredefekten kommt man oft mit privaten Boardmitteln nicht weiter. Eine Datenrettung im Labor der Profis ist zum Beispiel auch dann noch möglich, wenn die Festplatte komplett formatiert wurde.
Bei den Möglichkeiten, die zur Datenrettung zur Verfügung stehen, muß man zwischen den verschiedenen Medien und Problemen unterscheiden. Während bei physischen Beschädigungen eines Datenträgers nur der Weg ins Datenrettungslabor bleibt, können einfache Softwarefehler selbst bzw. mit Hilfe eines Datenrettungsprogrammes behoben werden:
Datenrettung im Speziallabor
Hier befinden sich Ihre Daten in der Regel in guten Händen. Sie können sich relativ sicher sein, daß sich der Zustand ihres Datenträgers nicht noch verschlechtert. Wenn Ihre Daten „lebenswichtig“ sind, sollte diese Möglichkeit, die Variante Ihrer Wahl sein. Sind Ihre Daten wiederbeschaffbar oder verzichtbar, können Sie pokern und eigene Rettungsversuche starten.
Datenrettung mittels Software zu Hause
Möchte man die Eigenrettung wagen, kann man auf zahlreiche Softwareprodukte zurückgreifen, die wahlweise käuflich oder sogar kostenlos erhältlich sind. Sie sollten solche Tools allerdings nur von den Seiten etablierter Anbieter herunterladen. Ansonsten ist es u.U. schwer, bei Problemen Unterstützung zu bekommen.
Die Vorteile einer Inspruchnahme eines professionelle Dienstleisters für die Datenrettung liegen vor allem in dessen technischer Ausstattung und dem Know How der Datenretter. Im Gegensatz zum Rettungversuch zuhause, kann man hier relativ sicher sein, daß sich der Zustand der Daten nicht noch verschlechtert.
Welche Vorteile hat die professionelle Datenrettung?
Reinraum – Pflichtausstattung bei der Datenrettung
So dürfen Festplatten zum Beispiel nur in staubfreien Räumen geöffenet werden. Selbst kleinste Staubpartikel können sonst die empfindliche Datenträgeroberfläche zerstören, wenn man nach erfolgter Reparatur der Festplatte einen Testlauf startet.
Datenrettung bei zerstörter Oberfläche – zuhause keine Chance
Außerdem verfügen die Labore über Speziallesegeräte, die eine Datenrettung auch bei einer teilweise zerstörten Datenträgeroberfläche ermöglichen. Diese Art von Datenrettung ist zuhause schlicht nicht durchführbar.
Wie läuft eine professionelle Datenrettung ab?
In der Regel wird nach dem Einschicken des Datenträgers eine ausführliche Analyse durchgeführt. Danach nennt das Datenlabor Wahrscheinlichkeiten für die Wiederherstellung der Daten und die voraussichtlichen Kosten. Bei physikalischen Schäden am Datenträger wird die Festplatte in der Regel zerlegt und die Magnetscheiben in einer Spezialflüssigkeit gereinigt. Danach werden die Magnetscheiben in eine neue, intakte Festplattenmechanik eingesetzt. Ist die Datenträgeroberfläche beschädigt, kommen Speziallesegeräte zum Einsatz.
Moderne Datenlabors kennen fast keine Datenträgerschäden, die zu einem vollständigen Verlust der Daten führen. Die klassischen Schäden:
- Headcrash
- Schäden an der Festplatten-Mechanik
- Eingedrungene Partikel
- Feuchtigkeitsschäden
- Softwareprobleme
sind heute – eine professionelle Datenrettung vorauzgesetzt – keine Gründe, die Daten vollständig abzuschreiben. Mit modernster Technik in staubfreien Räumen versuchen erfahrene Datenretter den Patient „Festplatte“ zu kurieren.
Bei physischen Defekten wird die Festplatte in der Regel in ihre Einzelteile zerlegt und die kostenbaren Magnetscheiben werden geborgen. Das geschieht in einem staubfreien Raum, um eine Beschädigung der empfindlichen Datenträgeroberfläche zu vermeiden. Handelt es sich um einen Defekt an der Festplattenmechanik ist der größte Teil der Datenrettung jetzt schon vollbracht.
Die Magnetscheiben werden in eine neue Festplattenmechanik eingesetzt und ausgelesen.
„Die Cola-Datenrettung“
Bei Verunreinigungen der Datenscheiben – Stichwort Cola ausgeschüttet – werden diese zuvor in einer Spezialflüssigkeit gereinigt. Das geschieht auch, wenn die Datenträgeroberfläche beschädigt wurde (z.B. durch einen Headcrash), um eventuelle Materialspuren zu entfernen.
Die „Wenn nichts mehr geht“-Datenrettung
Wenn es ganz schlimm kommt, sind die Daten danach immer noch nicht lesbar. Dann hilft nur noch das Auslesen der Daten mit Spezialgeräten. Diese ermöglichen eine Datenrettung von beschädigten Datenträgeroberflächen. Klar ist, daß an den Stellen der Beschädigung nichts mehr lesbar ist. Die Daten können also nur noch zum Teil wiederhergestellt werden. Und das bange Hoffen, ob´s die Richtigen sind, beginnt.
Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Auf die Frage nach den Kosten einer professionellen Datenrettung läßt sich keine allumfassende Antwort geben. Der Aufwand ist je nach Anwendungsfall sehr verschieden. Während das einfache Fixen eines Softwaredefekts auf einer kleinen, privaten Festplatte ohne Termindruck sich wahrscheinlich irgendwo im unteren dreistelligen Bereich bewegt, werden bei der Datenrettung von Serversystemen schnell fünstellige Summen erreicht.
Wie soll ich dann wissen, ob sich eine Datenrettung für mich lohnt?
Die meisten Datenrettungsanbieter bieten eine kostenlose oder kostengünstige Analyse des Datenträgers an. Danach – wenn der nötige Aufwand zu Datenrettung bekannt ist – geben sie ein verbindliches Angebot ab.
Was sind meine Daten wert?
Bevor man eine professionelle Datenrettung in Auftrag gibt, sollte man sich also überlegen, was die Daten wert sind. Handelt es sich um einen privaten Rechner mit ausschließlich wiederbeschaffbaren Daten, wird sich eine professionelle Datenrettung kaum lohnen. Befand sich aber die halbfertige Diplomarbeit mit vielen hundert Arbeitsstunden auf dem Rechner, dürfte schnell klar sein, daß man auch bei einem höheren Aufwand bei der Datenrettung keine Wahl hat.
Wo liegen die Grenzen der professionellen Datenrettung?
Auch wenn man bei modernen Datenrettungslaboren oft den Eindruck gewinnt, daß die moderne Technik „kleine Wunder“ möglich macht, gibt es Grenzen der modernen Datenrettung. Diese konnten aber in den letzten Jahren dank immer besserer Verfahren weiter hinausgeschoben werden. So war es zum Beispiel möglich, Daten von den Festplatten aus dem eingestützten World Trade Center zu retten.
Nach Feuerschäden ist oft keine Datenrettung mehr möglich
Brandschäden sind dennoch ein Paradebeispiel dafür, wann „nichts mehr geht“. Wenn die Datenträgeroberfläche komplett zerstört ist, kann der beste Datenretter nichts mehr tun. Der einzige trost – sind Festplatten nur kurz dem Feuer ausgesetzt, „überleben“ die Magnetscheiben meist.
Datensicherung – die beste Alternative zur Datenrettung
Unser Rat kann daher nur lauten, Daten auch ortsunabhängig zu sichern. Denn was nützen die besten Backups, wenn auch sie dem Feuer zum Opfer gefallen sind?
Pro und Contra professioneller Datenrettung
Eine Datenrettung im Speziallabor gehört nicht zu dem Schnäppchen im EDV-Alltag und kann schnell vierstellige Beträge erreichen.
Dennoch sind die Kosten meist ein Bruchteil des Schadens, der bei Verlust der Daten entsteht. Vor Selbstrettungsversuchen bei physischen Datenträgerbeschädigungen ist übrigens abzuraten. Festplatten dürfen nur in hoch-staubfreien Räumen geöffnet werden, das schon kleinste Staubpartikel bei erneuten Laufversuchen die empfindliche Datenträgeroberfläche irreversibel beschädigen können.
Es passiert nicht nur DV-Einsteigern – auch IT-Profis denken oft nur unzureichend an die Sicherung ihrer Daten. Obwohl gerade Webmaster eigentlich Ihren Datenbestand wie ihren Augapfel schützen müßten – immerhin hängt ihre wirtschaftliche Existenz davon ab – werden Serverbackups oft nur unregelmäßig und ohne Restore-Tests durchgeführt. Eine Nachlässigkeit, die sehr teuer werden kann!