Gibt es Kaufsucht wirklich?
Viele Menschen – allen voran genervte Ehemänner shopping-wütiger Ehefrauen- würden diese Frage spontan mit einem schmunzelnden „ja“ beantworten. Doch hinter dem oft belächelten Phänomen der Kaufsucht versteckt sich das Symptom verschiedener ernstzunehmender Krankheiten. Wie bei allen anderen Suchterkrankungen auch handelt es sich bei der Sucht selbst um die Folge einer psychischen Störung. Kaufsüchtige versuchen, durch übersteigerten Konsum Defizite in anderen, meist emotionalen, Bereichen auszugleichen. Unzufriedenheit im Job, mangelnde Zuwendung durch die Eltern, übertriebener Leistungsdruck in der Kindheit oder unterentwickeltes Selbstwertgefühl sind nur einige der Auslöser, die letztlich zu Kaufsucht führen können.
Kaufsucht: Teufelskreis der Abhängigkeit
Wie bei vielen anderen Abhängigkeiten findet sich der Betroffene bald in einem Teufelskreis wieder, dem er – beziehungsweise sie, denn circa 60% der Betroffenen sind Frauen – nur schwer entrinnen kann. Dem Konsum folgt das schlechte Gewissen, dem schlechten Gewissen die Depression, und als Ausweg wird schließlich nur noch der Konsum gesehen, dem noch dazu das gesellschaftliche Stigma der Sucht nicht anhaftet. Dadurch und durch immer mehr anonyme Einkaufsmöglichkeiten wird es erleichtert, sich einer Sucht hinzugeben, die für viele Betroffene im finanziellen und psychischen Debakel endet.
10% der Deutschen sind kaufsüchtig
Knapp 10% der deutschen Bevölkerung gelten laut einer Studie der Universität Hohenheim als kaufsüchtig, fast ein Viertel als stark Kaufsucht gefährdet. Eine Vielzahl von Selbsthilfegruppen und Therapiemöglichkeiten stehen der steigenden Anzahl Betroffener als Anlaufstellen zur Verfügung. Vor der Heilung steht aber – wie bei jeder anderen Sucht – die Selbsterkenntnis. Wenn also das nächste Paar Schuhe neben den vielen anderen ungetragen im Schrank landet oder die neuesten unbrauchbaren technischen Spielereien unausgepackt in der Ecke enden, ist der Grund dafür vielleicht nicht nur ein liebenswerter Spleen, sondern ein ernsthaftes Problem.
(Quelle Statistik: http://www.palverlag.de/Kaufsucht.html)