
Heute möchte ich mal meine Philosophie zum Thema „Bildauswahl“ zum Besten geben. Dazu bediene ich mich ein wenig bei Steve Krug, der in seinem äußerst genialen Buch „Don’t make me think“ ähnliches über Websites und deren Texte gesagt hat:
„Schmeiß die Hälfte Deiner Bilder weg! Und wenn Du damit fertig bist, nimm Dir den Rest vor und hau die Hälfte davon schwungvoll in den Papierkorb.“
Die meisten Menschen heben zu viel auf. Klamotten, Unterlagen und eben auch Fotos. Ich gehe inzwischen regelmäßig durch meine Fotosammlung und hinterfrage immer wieder: Sind diese Bilder es wert, das ich meine kostbare Zeit auf sie verwende, wenn ich mich durch mein Archiv scrolle.
Und in den allermeisten Fällen ist die Antwort „Nein!“
Zwischen Wow! und Einschlafen
Was für die eigene Sammlung noch tolerabel erscheint, wird spätestens dann zur Belastung, wenn man Bilder Anderen zeigt. Ich erlebe immer wieder, dass randvolle DVDs übergeben, Datenberge auf Picasa hochgebügelt oder Notebooks herumgereicht werden und sich die armen Betrachter mit 90 Prozent Schrottbildern konfrontiert sehen.
Meist wird dann höflich gelächelt und bis kurz vor dem Einschlafen durchgehalten. Auch Picasa ist leider nicht so ehrlich, zu sagen, dass die meisten nach der fünften schiefen Kirche und dem zehnten grünen Rasen genervt aufgegeben haben. Der Fotograf tut sich damit keinen Gefallen. Zehn Knallerbilder sorgen für ein „Wow!“, hundert Schrottbilder für Angst vor der nächsten Bild-Präsentation.
„Deine ersten zehntausend Bilder sind Deine schlechtesten.“ (Helmut Newton)
Auch wenn ich – Fans mögen mir das verzeihen – das Gefühl habe, Newton hat die 10.000 Bilder nie erreicht, finde ich diese Marke spannend. Ich stutze meinen Bildbestand jenseits der beruflichen Produktionen immer wieder auf 10.000 Fotos zurück. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass niemand in seinem Leben mehr als 10.000 richtig gute Bilder macht. Vermutlich nicht mal 1.000 …
Also 10.000 halte ich auch für übertrieben. Aber 1.000 ist schon eine realistische Größe, nach der man langsam anfängt nicht nur wild drauf los zu knipsen, sondern sich vor dem Klick Gedanken zu machen.
Das kommt sicher auch darauf an, womit man anfängt. Bei DSLRs geht die „Bildzahl“ irgendwie zwanghaft nach oben ?
In analogen Zeiten waren 1.000 Fotos schon verdammt viel.
Heute schafft man das ja schon an 2-3 Wochenenden … wenn man z.B. Shootings veranstaltet.
Ja, ich meinte natürlich Digital-Bilder. Bei analogen Fotos hat man schon aufgrund der Kosten (Film, Entwicklung, Vergrößerung…) nicht so wild um sich geknipst.