
Foto: Cristalov | Bigstock
Er ist der Mann, der uns die Herzen bricht, weil er unsere Herzen brechen muss, damit wir endlich zur Vernunft kommen und uns auf die Wesentlichen Qualitäten im Manne besinnen können. Er heißt Jens, Christian oder Michael und arbeitet als Unternehmensberater, Basketballtrainer oder Chefarzt. Völlig egal, Hauptsache Alphatier.
Drauf geschissen, ob wir mittlerweile siebzig Kilogramm wiegen
Man erkennt ihn daran, dass er ungefähr sieben Meilen gegen den Wind Nach Testosteron riecht, Schultern hat, auf denen er die Welt aus den Angeln heben könnte und uns das Gefühl gibt, endlich wieder das kleine Mädchen auf Vatis Schoß zu sein. Drauf geschissen, ob wir mittlerweile siebzig Kilogramm wiegen oder unser eigenes, erfolgreiches Unternehmen aufgebaut haben. „Hier bin ich Frau – hier darf ich`s sein!“
Er nennt uns „Babe“, „Prinzessin“ oder „Süße“
Er nennt uns „Babe“, „Prinzessin“ oder „Süße“ und wir schmelzen dahin, obwohl wir jedem anderen für derartige verbal-deal-breaker ohne Ansage die Fresse polieren würden. Er hat Sonderrechte. Ganz klarer Fall. Ganz egal, wie emanzipiert und intelligent wir zu sein glauben- das Weibchen in uns kann gar nicht anders, als sich dieser Portion Mann unterzuordnen. Gegen Millionen-Jahre Instinkt sind eben alle Vorwarnungen und vernünftigen Argumente machtlos.
Wir sind nicht „babe“. Wir sind allerhöchstens „babe Nr. 512“
Die Realität sieht anders aus uns wenn wir ehrlich sind, wissen wir das auch. Wir sind nicht „babe“. Wir sind allerhöchstens „babe Nr. 512“: Austauschbares Beiwerk. Dekorative Statisten in seiner groß angelegten Inszenierung die uns im Grunde unseres Herzens zwar nicht wirklich überzeugt, aber dafür viel zu nah an unseren Träumen baut, als dass wir überhaupt wagen dürften, sie in Frage zu stellen.
Tatsache: Er wird nicht anrufen
Das alte Beschützerding eben. Der Traum vom Mann, der uns nicht nur verspricht, die Sterne vom Himmel zu holen sondern dabei auch noch so überzeugend wirkt, dass wir unser besseres Wissen im Ozean versenken und uns dankbar zum hechelnden Schoßhündchen degradieren.
Wir haben alle schon wegen ihm gelitten. Wenigstens ein Mal. Er ist der Mann, wegen dem wir sogar im Zeitalter der mobilen Kommunikation ganze Abende vergeblich vor dem Telefon sitzen, uns fett fühlen, tonnenweise Schokolade verputzen und letzten Endes tatsächlich noch 5 kg zunehmen.
Tatsache: Er wird nicht anrufen
Tatsache: Er wird nicht anrufen. Während wir uns in einer Pfütze aus Rotz und Wasser von unserer besten Freundin trösten lassen, lässt er sich nämlich Schon längst von babe Nr. 513 bewundern. Wahrscheinlich sogar beim gleichen romantischen Candle-light-Italiener, bei dem er noch vor ein paar Tagen uns selber willenlos gezirpt hat. Er erzählt die gleichen Anekdoten, macht die gleichen Komplimente und empfiehlt vermutlich auch dasselbe Dessert. Er kann gar nicht anders. Genau, wie wir gar nicht anders können:
Naaaa… auch schon mal auf Mr.Wrong getroffen?
Wir sind ihm hoffnungslos ausgeliefert. Ganz egal, ob wir ihn rechtzeitig erkennen oder schon einmal auf ihn hereingefallen sind – Wir werden es wieder tun, und zwar mit dem größten Vergnügen!
Weil wir nicht aus unserer Haut können. Weil wir in unserem Leben schon viel zu viele Liebesromane und Schmachtfetzen konsumiert haben. Weil wir uns sowohl zum Glück als auch verdammt noch mal immerhin ein kleines bisschen Illusion bewahrt haben… *schnüff*.
Autorin: Mirjam-Magdalena Bohusch