
Was in anlogen Zeiten Fussel und Kratzer auf dem Negativ waren, ist heute der Staub auf dem Sensor. Für die Einen „Teil des Spiels“, den man mit Gelassenheit trägt, für die Anderen ein permanentes Ärgernis.
Ich positioniere mich mal in der Mitte. Ich bin sehr staubtolerant, solange ich ihn nicht sehe. Spätestens dann, wenn ich in einer ganzen Bildserie rumstempeln muss, um Sensorstaub nachträglich zu entfernen, ist meine Toleranzgrenze aber überschritten. Das Beispielbild oben stammt von einer Kamera, die ich gebraucht gekauft habe. Das liegt dann ganz deutlich über meiner Schmerzgrenze.
Sensor selbst reinigen?
Bevor man Omas altes Taschentuch rauskramt und sie um die Spucke bittet, mit der sie einem als Kind den Schmutz aus dem Gesicht gewischt hat, sollte man in Ruhe nachdenken, ob man das überhaupt will.
Wer wenig fotografiert und seine Kamera vor allem in staubarmen Umgebungen einsetzt, kommt mit einer Sensorreinigung alle 2-5 Jahre aus. Die kostet beim Profi zwischen 50 und 80 Euro.
Wer allerdings viel fotografiert (ja, das ist relevant, weil der Staub zum Teil in Form von mechanischem Abrieb aus dem Inneren der Kamera stammt) oder aber bevorzugt dort knipst, wo es mächtig staubt, ist schnell bei 2-4 Sensorreinigungen pro Jahr. Die „Profireinigungen“ sind dann oft teurer als die Kamera.
Automatische Sensorreinigung
Was ich häufig höre: Aber meine Kamera hat doch diese automatische Sensorreinigung! Die soll doch ganz toll sein. Darauf kann es nur eine Antwort geben: Ja!
Wer kein Staubproblem hat, sollte es nicht suchen. Das macht nur unglücklich. Es gibt keinen staubfreien Sensor! Ob mit oder ohne Atomatikreinigung und/oder Schutzscheibe vor dem Sensor.
Wie sieht man Sensorstaub?
Ich mache das so:
- Kamera aufs Stativ
- auf eine weiße Wand richten
- manuell auf unendlich fokussieren
- Blende zu (größter Blendenwert)
- die Belichtungsautomatik der Kamera ihren Job tun lassen
- man erhält ein schön graues Bild
- in Photoshop die Tonwerte beschneiden
- die schockierende Wahrheit betrachten
Wie gesagt, nicht machen! Verdirbt nur die Laune.
Meine Methode
Ich reinige meine Sensoren nach Ablauf der Garantie selbst. Da ich kein Sensor-Experte bin, will ich hier keine heiligen Empfehlungen aussprechen, sondern nur meine persönlichen Erfahrungen schildern. Wenn ich Profis nach der perfekten Reinigungsmethode frage, bekomme ich genauso viele Antworten wie im Hobbyistenlager.
1. Trocken Durchpusten
Losen Staub bekommt man mit einem kleinen Blasebalg prima entfernt. Die Dinger gibt es mit und ohne Ansaugfilter für 5 bis 10 Euro. Die Kamera halte ich dabei nach unten, um es dem Staub leichter zu machen, meine geliebte Kamera zu verlassen.
Vom parallelen Einsatz eines Haushaltsstaubsauers kann ich nur abraten. Das ist zwar gut „gedacht“, funktioniert in der Praxis aber kaum. Wenn man kein teures Hightech-Gerät hat, verstaubt man damit seine Arbeitsumgebung mehr, als der Sog bei der Reinigung hilft. Manche schwören auf kleine Tastatursauger. Ich habe sowas nicht.
2. Feucht durchwischen
Dabei verlasse ich mich auf die dafür gedachten Produkte aus dem Handel. (z.B. Visible Dust) Ich benutze zwei Swaps. Einen feuchte ich an und wische genau einmal hin- und her. Mit dem anderen wird auf gleiche Weise nachpoliert.
3. Stempeln
Einzelne Staubpartikel nehme ich mit so einem Spezialstempel (Kinetronics Speckgrabber) auf. Dazu braucht man entweder gute Augen (habe ich) oder eine Lupe (habe ich nicht), in jedem Fall aber eine schön helle Taschenlampe. Ich leuchte dann jeweils aus verschiedenen Richtungen ins Gehäuse, damit sich die bösen Staubbiester durch Reflektionen verraten. Eine Schwarzlichtlampe habe ich mir für diesen Zweck noch nicht gegönnt.
Ich putze Deinen Sensor nicht
Nur vorbeugend: Ich reinige keine fremden Sensoren. Mit stehen jedes Mal die Schweißperlen auf der Stirn ;-)
Seit gestern weiß ich von dem Problem mit Staub auf dem Sensor meiner EOS 5D. Ich habe sie gebraucht gekauft und mich zunächst nicht mit diesem Thema beschäftigt. Als dann nach ein paar Tagen ein großer Fleck auf dem Bild war, wurde mir das Thema erstmals bewusst. Der große Fleck ist weg, aber eine Testbildserie ergab dutzende kleinster Flecken, die nur bei entsprechendem Zoom ins Bild sichtbar sind und sich auch nicht mit einem Blaseballon wegblasen lassen. Panisch habe ich das Netz nach Reinigungsmethoden durchsucht und schon über teure Sensorreinigungen nachgedacht. Und dann bin ich auf Dein Blog gestoßen.
Danke für diesen Satz:
Wer kein Staubproblem hat, sollte es nicht suchen. Das macht nur unglücklich. Es gibt keinen staubfreien Sensor!
Er sagt mir, dass es offenbar völlig normal ist und keinen Beinbruch für den Digitalfotografen darstellt. Und dass ich anfangs einfach etwas überreagiert habe.