Uli Hoeneß, sein Spiegel und ein paar Steine
eine Kolumne von Ernst Holzmann

„Das war´s noch nicht!“ Viele empfanden seine Aussage vor gut zweieinhalb Jahren als Drohung. Manche als Wunschtraum, die allermeisten aber als Hoffnungsschimmer – vor allem die allermeisten Fans des FC Bayern München, als sich im Frühjahr 2014 „ihr“ Präsident, Uli Hoeneß, in einer emotionalen Rede von ihnen verabschiedete. Zum Antritt einer Gefängnisstrafe, die vor 27 Jahren für ihn genauso weit weg gewesen sein muss, wie die kurz danach folgende deutsche Wiedervereinigung, oder die Erde vom Jupiter. Oder die anderen Vereine von seinem Verein, dessen Mitglieder er immer als seine Familie behandelt und bezeichnet hat.
Alles für die „Familie“
Für diese „Familie“ und deren Angehörige tat er alles. Egal, ob es sich um den schwer kranken Gerd Müller handelte, um den er sich wie eine Mutter kümmerte. Oder um verdiente Spieler (z.B. Wolfgang Dremmler, Hansi Pflügler, Raimond Aumann) die verantwortliche Positionen (Chefscout, Leiter Fan Shop, Fanbetreuung) beim FC Bayern übernahmen. Von Weltmeister Paul Breitner – der „grauen Eminenz“ im Hintergrund – ganz zu schweigen.
Und wehe, es wagte einer, diese Familie anzugreifen. Dann lief Uli Hoeneß zur Hochform auf. Zum Beispiel als vor den erwähnten 27 Jahren – am 20. Mai 1989 – er und Christoph Daum, der Trainer des 1. FC Köln und damaliger Hauptrivale der „Bayern“, im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF aneinander gerieten. Daum hatte sich den damaligen Bayern-Trainer Jupp Heynckes als Zielscheibe seiner Angriffe und seines Spotts ausgesucht, auch weil dieser damals aufgrund seines oft hochroten Kopfes den Spitznamen „Osram“ verpasst bekommen hatte. Und gut 10 Jahre später, im Oktober 2000, war es wieder Christoph Daum, den sich Uli Hoeneß wegen seines vermuteten und im Januar 2001 zugegebenen, Drogen-Konsums vorknöpfte: „Wenn das alles Fakt ist, worüber geschrieben wurde, auch unwidersprochen über den verschnupften Daum, dann kann er nicht Bundestrainer werden“, so wurde Hoeneß damals von der Münchener „Abendzeitung“ zitiert.
Die Haftstrafe
Dann der Donnerschlag, seine Verurteilung zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro im März 2014. Das Ergebnis seiner im großen Stil durchgeführten Börsenspekulationen in der Schweiz und der nicht angegebenen und abgeführten Steuern auf Spekulationsgewinne. Im Januar 2013 zeigte sich Uli Honeß deshalb selbst an, blieb aber bis zu seiner Verurteilung weiterhin im Amt. So, als wäre nichts geschehen. Und so, als würden die geltenden Regeln (Compliance, Corporate Governance) für Aktiengesellschaften und deren Führungsgremien nur für andere gelten, aber nicht für ihn.
Am 29. Februar 2016 wurde Uli Hoeneß vorzeitig, nach fast genau der Hälfte der vorgesehenen Haftstrafe, auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Und vor ein paar Tagen mit überwältigender Mehrheit der Anwesenden auf der Mitgliederversammlung des FC Bayern München wieder zu deren Präsidenten gewählt. Und er dürfte auch mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder den Vorsitz des Aufsichtsrats der FC Bayern München AG übernehmen. So, als wäre nichts geschehen.
Wie sollen wir Uli Hoeneß jetzt bewerten?
Als überragenden Geschäftsmann, der mit seinen Unternehmen Millionen an Steuern erwirtschafte und bezahlte? Zum Beispiel auch durch den Bau der Allianz-Arena, Millionen an abgeführten Steuern der FC Bayern AG und Millionen an bezahlten Einkommenssteuern durch die „Multimillionäre im Spieler-Dress des Clubs“. Von den Beträgen ganz zu schweigen, welche die Stadt München und das lokale Dienstleistungsgewerbe an jedem Spieltag einnehmen. Und wie bewerten wir seinen Anteil an den Erfolgen des FC Bayern gerade auch international? Wie weit hat die Deutsche Nationalmannschaft von den Spielern des FC Bayern profitiert und damit auch ein bisschen wir alle? Oder senken wir den Daumen über ihn, weil er als Machtmensch den Bogen offenkundig überspannte, geltende Regeln und Gesetze ignorierte, anderen Menschen (siehe Christoph Daum) gerne Moral-Predigten hielt, sich selbst aber anscheinend für unangreifbar?
Der Blick in den Spiegel
Vielleicht hilft an dieser Stelle die bekannte Geschichte vom „Spiegel“, den „Steinen“ und dem „Glashaus“. Dem Spiegel, über den man sich jeden Tag selber in die Augen blickt. Darin auch sieht, ob man mit sich selber im Reinen ist und mit gutem Gewissen den Tag beginnen oder beschließen kann. Und am Schluss mag sich jeder selbst daran messen, ob er „ohne Sünde sei“ und den „ersten Stein werfen“ möchte. Inner- oder außerhalb des eigenen Glashauses. Und mit Berücksichtigung aller Positionen in der Bilanz von Uli Hoeneß. Auf der Soll- und auf der Haben-Seite.
Der Autor
Ernst Holzmann trug mehr als 30 Jahre Verantwortung in leitenden Funktionen (u.a. Geschäftsführer für Vertrieb & Marketing; Leiter Unternehmens-strategie) bei Unternehmen der IT-Industrie und agierte gleichzeitig als Trainer (mit DFB-Lizenz), Sportlicher Leiter und Vorstand bei verschiedenen Vereinen.
Aktuell unterstützt er als Interim Manager Unternehmen in strategischen Neupositionierungen und in speziellen Krisensituationen. Daneben gibt er seine Erfahrungen als Dozent und Referent für die Themen Leadership, Unternehmensführung, Sport-ökonomie, Marketing und Kommunikation an Studierende und bei Unternehmens-Seminaren/-Veranstaltungen weiter.
Angesichts seiner Verdienste ist die Steuergeschichte eine lässliche Sünde. Das ist so, als würden wir 5.000 Euro hinterziehen. Nicht in Ordnung. Aber kein Grund, den Stab über jemanden zu brechen und sein ganzes Lebenswerk in Frage zu stellen.
Uli hat einen Fehler gemacht und dafür mit seiner Freiheit bezahlt. Damit ist die Sache für mich erledigt.
Wer sich derart asozial benimmt und dann selbst „Dreck am Stecken“ hat, darf von mir keinen Respekt erwarten. Dieser arrogante Gockel sollte mit Ignoranz gestraft werden. Darunter leidet er am meisten.
Danke für den Artikel! Es gibt nicht nur schwarz und weiß!!!!
Er hätte nicht ins Gefängnis gemusst, da von ihm für uns Bürger keine Gefahr ausgeht.
Dann müsste auch die Schummelliese von der SPD hinter Gitter, ebenso Kinderpornofans im Bundestag, von Drogensüchtigen Abgeordneten gar nicht zu reden.
Steuerverschwendung sollte ebenfalls ein Straftatbestand sein.
Ach was rede ich da, soviele Gefängnisse haben wir ja garnicht.!
in Bayern laufen die Uhren anders Verbrecher werden gefeiert